Homosexualität gibt es nicht

Abschied von einem leeren Versprechen. NEUERSCHEINUNG

Am 21. Oktober erscheint nun endlich mein im Laufe der letzten Jahre entstandenes Buch zum Thema Sexualität, Liebe, Ehe und Familie. Nominell handelt es nur von Homosexualität, aber frei nach dem Motto Hanns Eislers, dass, wer nur von Musik etwas versteht, auch davon nichts verstehe, beginnt der ausschweifende Gedankengang dieses Buches bei der festen Überzeugung, dass die schwierigen Fragen, die das Thema Homosexualität aufwirft, im engen Rahmen dieses Phänomens weder verstanden noch beantwortet werden können.

Deshalb behandelt mein Buch gleich mehrere große Themen. Es bezieht nicht nur die romantische Liebe mit ihrem Ursprung in der mittelalterlichen höfischen Liebe und dem Minnekult mit ein, sondern auch die Versprechen der Reproduktionsmedizin, konstitutive Wesenszüge der Massendemokratie und subtilere Fragen der Moderne wie das Unbehagen in der Kultur. Ohne Übertreibung darf ich sagen, dass es sich bei diesem Buch eigentlich um mehrere Bücher in einem handelt, nicht nur inhaltlich, sondern auch, was die Sprachstile und Textgattungen betrifft. Erzählung, Essay, Analyse und ein Anflug von Polemik wechseln einander munter ab. Mit den Büchern ist es ja wie mit den Menschen: Man muss sie nehmen, wie sie sind. Bei aller Skepsis gegen die Vielfalt, die man erleben, aber nicht »leben« kann, bietet dieses Buch vielfältige Ausblicke auf ein in der öffentlichen Wahrnehmung immer einfältiger präsentiertes Phänomen des menschlichen Lebens … Wie gesagt, Erscheinungstermin ist der 21. Oktober 2015.

Zur Ankündigung auf der Homepage des Verlags Manuscriptum geht es hier. Im Presseblatt heißt es: »Früher war die Homosexualität das Thema einer Minderheit. Heute bewegt sie ganze Massen. Die ›breite Akzeptanz‹ kennt keine Ränder und keine Differenz. Homosexualität wurde zum Synonym für eine gesellschaftlich benachteiligte, im Kern aber authentische Leidenschaft. Diese Liebe unter Gleichen, präsentiert als ursprünglich, sexy und unkorrumpierbar, wird zum Jungbrunnen der erschöpften westlichen Gesellschaft. Gleichstellung ist die Brücke in eine Zukunft, in der alle Ressentiments beseitigt sind. Dieser idealen Liebe wird es natürlich an nichts fehlen, nicht an Leidenschaft, nicht an ehelichen Banden und nicht an Kindern. Sie ist immun gegen die Fährnisse des Lebens.

Diese Liebe gibt es nicht. Eine Welt, in der alles gleichwertig erscheint, ist eine Welt voller Fiktionen. Sie umstellen die letzten Wahrheiten: Die Unabdingbarkeit der traditionellen Familie, das Kind als Frucht der natürlichen Zeugung, den Unterschied als Fundament unseres Daseins. Das alles sollen wir vergessen. Die Emanzipation der Homosexuellen führt von der sexuellen Revolution zur Industrialisierung der Liebe, in eine Zukunft, die aus dem Labor kommt. Dieser ›Fortschritt‹ geht uns alles an.

In seinem nachdenklichen und umsichtigen Essay stellt Andreas Lombard die existentiellen Fragen nach dem gelingenden Leben und der Zukunft des Abendlandes. Auf sexuelle Hysterie gibt es für ihn nur eine Antwort: Das Lob des ›kleinen‹ Glücks, das in Wahrheit das große ist.«

Wie man eine Debatte zum gewünschten Ergebnis führt

Zum Thema »assistierter Suizid«, vulgo Sterbehilfe, hat der aktuelle Spiegel Bundestagsabgeordnete nach ihren »persönlichen« Ansichten zum Tod und ihren Erfahrungen mit ihm befragt. Die Überschrift lautet »Wie wir sterben wollen« – ganz im Stile der immer wieder auftauchenden Feuilletonfragen »Wie wollen wir …« leben, wohnen, Urlaub machen usw., die schon nervig genug sind, weil sie die Fiktion erzeugen, daß die Spannung von Wunsch und Wirklichkeit von vornherein ausgeklammert werden könnte und eine lebenspraktikable Antwort gleichwohl möglich sei. Dieses Programm der Wirklichkeitsverleugnung wird auf die Spitze getrieben, wenn die Frage lautet, wie wir sterben wollen. Die Frage des guten Sterbens, die mit der Frage nach dem persönlichen Willen scheinbar ergebnisoffen diskutiert wird, ist mit dieser Frage schon beantwortet, weil ausschließlich nach dem Willen gefragt wird und nach der Unabsehbarkeit des Schicksals gerade nicht. Der Tod ist hier kein Ereignis, das sich der Verfügbarkeit entziehen würde, sondern ganz und gar eigene Tat. Eigene Tat ist er aber nur dann, wenn wir selbst Hand an uns legen oder legen lassen. Der einzige Tod, der ganz und gar dem eigenen Willen gehorcht, ist der Selbstmord. Demnach sollen »wir« sterben wollen, indem wir uns töten oder töten lassen. Zum Glück ist aber auch dieses, dass wir einer solchen Ansage gehorchen mögen, zunächst nur ein unfrommer Wunsch. Die Wirklichkeit ist meist eine andere, vor allem dann, wenn der Tod wirklich naht. Herr Lauterbach (SPD) zum Beispiel verweist auf jene »Menschen, die sich die Sterbehilfe wünschen«, während er nach eigener Aussage als Arzt noch nie um Sterbehilfe gebeten wurde. Wer »will« hier eigentlich was?

Herzlich willkommen, die Gleichheit ist schon da!

Warum es nicht wahr ist, dass Homosexuelle keine Kinder bekommen können

Auf die einfachsten Gedanken kommt man immer zuletzt. Wie sich doch Anhänger und Gegner der »Homo-Ehe« gleichermaßen irren können! Einige tapfere Widerspruchsgeister haben jetzt gegen die forcierte Gleichstellung eingewandt, Homosexuelle könnten keine Kinder bekommen. Dieser Unterschied müsse in der Politik des Staates, besonders im Institut der Ehe von Mann und Frau, anerkannt werden. Das Argument ist natürlich nicht falsch. Doch zugleich ist es Wasser auf die Mühlen derer, die inzwischen schon die »Ehe für alle« fordern. Warum?

Der Hinweis auf die »Familiengründungsbehinderung« (Michael Klonovsky) namens Homosexualität ist richtig, aber nur in einer einzigen Hinsicht: Homosexuelle können untereinander keine Kinder zeugen. In diesem Punkt gleichen sie, man höre und staune, aufs Haar allen normal orientierten Männern, die mit ihresgleichen ebenfalls keine Kinder zeugen können. So weit ist die Verwirrung schon vorangeschritten, dass wir diese partiell gleichen Startbedingungen fast vergessen hätten. Mit der Festsellung dieser Gleichheit ist uns der große Unterschied aber bis auf weiteres abhanden gekommen.

Ich erinnere mich an einen schwulen Bekannten, der mir vor ungefähr zehn Jahren davon erzählte, dass er im Begriffe war, Vater zu werden. Er und sein Gefährte waren mit einem lesbischen Paar befreundet, mit dem sie in einer großen Wohngemeinschaft auf dem Land lebten. Eines Tages kamen sie auf die Idee, ein Kind zu zeugen. Gesagt, getan. Sie bereiteten ein schönes Essen, und irgendwann im Laufe des Abends gingen die beiden Männer ins Nebenzimmer, aus dem sie mit einer mehr oder weniger vollen Plastikspritze zurückkehrten, mit der postwendend die beiden Frauen entschwanden. Kurz darauf zeigte sich, dass eine der beiden schwanger war. Sie hatten also den richtigen Tag erwischt. Vielleicht war es schon der zweite Anlauf, das weiß ich nicht mehr so genau. Wenn schon, auch beim großen Rest der Menschheit klappt es nicht immer auf Anhieb.

Ich verzichte an dieser Stelle ausdrücklich darauf, den Vorgang zu bewerten. Angesichts der wachsenden Verwirrung geht es mir um den Hinweis, dass jenes damals gezeugte Kind gute Aussichten hatte, mit beiden leiblichen Elternteilen aufzuwachsen. Das ist nicht wenig. Darüber hinaus sind diverse Komplikationen nicht ganz unwahrscheinlich, denn eine Ehe zu zweit ist bekanntlich schon schwer genug. Und ich vernachlässige hier auch die Tatsache, dass in ähnlichen Fällen oft eine der beiden Seiten der anderen das Kind dauerhaft entzieht (und diese sich das Kind oft auch entziehen lässt), häufiger die lesbische Mutter. Nichtsdestotrotz bringen die halbwegs natürliche Zeugung und die Möglichkeit, dass beide Elternteile bei der Aufzucht des Kindes anwesend sind, aus heutiger Sicht gewisse Vorzüge gegenüber dem jetzt propagierten »Recht auf Kinder« mit sich. Heute geht es darum, die Nachkommen von vornherein künstlich zu zeugen und ihnen wie selbstverständlich ihr Recht auf mindestens eines der leiblichen Elternteile zu nehmen. Weshalb der von Sibylle Lewitscharoff verwendete Begriff »Halbwesen« auch hinsichtlich der eingepreisten und hauptsächlich vom Kind zu tragenden seelischen Kosten absolut treffend gewählt war.

Ich weiß nicht, wie viele Kinder es allein in Berlin gibt, die auf jene Weise gezeugt wurden und in einer solchen Viererkonstellation aufwachsen. Ihre Zahl könnte angesichts der sechsstelligen Zahl homosexueller Berliner ohne weiteres in die Tausende gehen. Ist es da nicht höchst verwunderlich, dass die halbe Welt, praktisch der ganze Westen, ein Problem der Gleichstellung konstruiert, das es überhaupt nicht gibt!? Noch einmal: Das es überhaupt nicht gibt!? Die Anwälte der Homosexuellenrechte sind doch immer die ersten, die darauf verweisen, dass  (auch) bei den »Heterosexuellen« Ehe und Fortpflanzung entkoppelt würden und dass demzufolge auch sie Anspruch auf die Ehe hätten. (In Wahrheit ist das Argument natürlich keins, weil immer noch 75 Prozent aller Kinder zusammen mit Vater und Mutter aufwachsen. Aber sei’s drum.)

Die verblüffendste Tatsache für mich, der ich seit Jahren über diese Fragen nachdenke, ist folgende: In einer Zeit, in der Kinder leider allzu häufig außerhalb der Ehe geboren werden, oft auch von Müttern, die schon vor der Geburt vom Vater getrennt leben, stehen Homosexuelle vor fast denselben Schwierigkeiten der Zeugung wie alle anderen auch: sie müssen halt jemanden finden, der es mit ihnen macht. (Man verzeihe mir den zynischen Unterton.) Ist eine solche Partnersuche etwa zu viel verlangt? Fast jeder großstädtische Schwule dürfte früher oder später mehr als eine Frau kennenlernen, die gern ein Kind von ihm bekommen würde.

Wie gesagt, auf die Bewertung dieses »Modells« werde ich an anderer Stelle eingehen. Auch darauf, dass Vater und Mutter in naturrechtlicher Hinsicht immer verheiratet sind, weshalb es von so großem Vorteil ist, wenn sie sich auch lieben und zusammenbleiben … Mir geht es hier und heute ausschließlich darum, dass es jenen eklatanten Unterschied, auf den besonders gerne auch die Gegner der »Homo-Ehe« verweisen, in einer bestimmten Hinsicht nicht gibt. Vielmehr wird im Namen der Gleichheit ein Unterschied herbeigeredet und kräftig aufgeblasen, dessen Beseitigung nicht auf Gleichheit, sondern auf einzigartige Privilegien hinausläuft: Darauf nämlich, dass eine bestimmte Gruppe von Menschen (warum nicht die Radfahrer?) »ihre« Kinder auf dem Silbertablett serviert bekommt. Alle anderen müssen sich schließlich auch dem mühsamen Versuch unterziehen, wenigstens eine Zeugungs- und Aufzuchtgemeinschaft anzubahnen.

Homosexuelle aller Länder! Ihr habt die große Chance, Eure immer schon realisierte Gleichheit zu unterstreichen, indem Ihr dieselben Mühen auf Euch nehmt wie alle anderen Menschen auch! Herzlich Willkommen.

Große Folgen kleiner Lügen

Der Teufel steckt bekanntlich im Detail, aber zum Glück nicht nur der Teufel, sondern auch der liebe Gott. Deshalb ist es so wichtig, in den Debatten um Leben und Tod besonders auf die Feinheiten zu achten. Da schrieb zum Beispiel gestern der Bundesgeschäftsführer der FDP Marco Buschmann in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von »zwei Elternteile(n) gleichen Geschlechts mit ihrem Kind«, um Stimmung für die zu erwartende »Öffnung« der Ehe durch das Bundesverfassungsgericht zu machen. So zu reden ist aber eine glatte Lüge, die auch Wikipedia nicht wahrer macht, wenn es dort in einer Bildunterschrift heißt: »Lesbisches Elternpaar mit seinen Kindern« . Vermutlich grenzt der Hinweis auf die korrekte Formulierung »Lesbisches Paar mit Kindern« inzwischen an Homophobie. Was wir tatsächlich vor uns haben, ist ein homosexuelles Elternteil mit Lebenspartner. Das andere leibliche Elternteil des Kindes fehlt, sein Schicksal kennen wir nicht. Wir erfahren in der Regel auch nicht, ob die künstlich gemachten Kinder, die jetzt, wie man so hört, in der New Yorker Schwulenszene in beträchtlicher Zahl die Haushunde ablösen, irgendeine Beziehung zu ihren Müttern haben. Die Elternschaft Homosexueller löst nicht nur Probleme, sie schafft auch neue. Die aber müssen in der öffentlichen Wahrnehmung unter den Tisch fallen, damit die unvermeidliche Spannung, die es ja fast immer auf irgendeine Weise im Leben auszuhalten  gilt, außen vor bleibt. Die seelischen Kosten dieser Verleugnung tragen natürlich die Kleinen, und es könnte der Tag kommen, an dem wir den Aufstand von mehreren hunderttausend waisen- und halbwaisenartig aufgewachsenen Kindern erleben, die nach ihren leiblichen Eltern fragen und die Bekanntschaft mit ihnen einfordern. Und die sich in ihrem Schicksal gegenüber jenen Gleichaltrigen massiv diskriminiert fühlen, die mit beiden leiblichen Elternteilen aufwachsen durften. Je größer die Gewalt, mir der »Gleichheit« erzwungen wird, desto größer die Ungleichheit, die an anderer Stelle nachwächst.

Aber eigentlich wollte ich auf eine andere Feinheit aufmerksam machen. Zur Debatte um den assistierten Suizid zitiere ich in meinem Beitrag für das neue Buch, das am 23. Juni (mit einem Betrag von Robert Spaemann) in der Edition Sonderwege erscheint, einen alten Mann, der von seiner Angst spricht, tagtäglich in seinen Ausscheidungen unwürdig dahinsiechen zu müssen, »tagtäglich« und »unwürdig«. Eine kluge Analytikerin machte mich gestern darauf aufmerksam, dass die Not, von der dieser Mann spricht, erst durch die Verknüpfung zweier Tatsachen entsteht, die zunächst nichts miteinander zu tun haben, nämlich den Kontrollverlust über die Ausscheidungen auf der einen und den Verlust der Menschenwürde auf der anderen Seite. Ausscheidungen sind menschlich, also nicht per se unwürdig. Der Verlust der Würde kommt nicht durch Ausscheidungen zustande, sondern dadurch, dass die Pflege unter Umständen lieblos mit einem hilfsbedürftigen Menschen umgeht. Der Verlust der Würde ist kein Naturereignis wie die Alterung des Körpers, sondern vermeidbares Ergebnis eines sozialen Geschehens. Zur Rechtfertigung der Suizidhilfe wird also der Eindruck einer negativen Gesetzmäßigkeit erzeugt, die frei erfunden ist. Was einmal mehr beweist, dass der assistierte Suizid nicht zum Wohle der Alten und Kranken so massiv beworben wird, sondern zur Entlastung derer, die den Anblick dieser Leidenden nicht länger ertragen können, wollen oder sollen. Peter Hintze hat es vermutlich unfreiwillig verraten, als er vor einiger Zeit von »Extremekel« sprach, wo es im Sinne des angeblichen Patientenleids korrekterweise »Extremselbstekel« hätte heißen müssen.

Das sollte doch wenigstens gesagt sein.

Sag mir wo die Männer sind

I.

Je mehr Tätowierungen es gibt, desto ornamentaler und bedeutungsloser werden sie. Früher zeugten diese Wundbilder von weiten Reisen, unglücklicher Liebe, überstandenen Haftstrafen und Kriegsschlachten. Aber heute? Die Tätowierten werden immer jünger, was mögen sie erlebt haben? Eine Vermutung: Ihre Bildwunden erzählen vom ungelebten Leben. Genauer, vom noch zu lebenden, nur dunkel geahnten. Es sind Vorzeichen unruhiger Zeiten.

 

II.

Als ich heute mit dem Fahrrad 25 Kilometer quer durch Berlin fuhr, von Heiligensee im Norden über Tegel, Moabit, Tiergarten und Schöneberg nach Tempelhof im Süden, sah ich unterwegs genau ein Paar, das beim Spazierengehen Händchen hielt (am Tegeler See, nicht mehr ganz jung) und genau eines, das sich küsste (bei der Siegessäule, noch jung und sehr apart). Beide Paare waren lesbisch. – »Sag mir wo die Männer sind, / zogen fort, der Krieg beginnt, / Wann wird man je verstehn? / Wann wird man je verstehn?«

 

Selbstrichter Adam

Gläserne Sexualität und »Homophobie«

Der bayerische SPD-Politiker Michael Adam, geboren 1984, ist Landrat des Kreises Regen. Im Rahmen des arte-Themenabends über »Homophobie in Europa« hatte er gestern einen interessanten Auftritt. Adam ist homosexuell. Das hinderte ihn nicht, für eine gewisse Zeit ein großer Hoffnungsträger der bayerischen SPD zu sein, denn seine Neigung ist kein Geheimnis. Adam lebt in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft und hatte in dem von ihm regierten Landkreis Regen keine nennenswerten Probleme, bis, ja, bis auch er zum Opfer europaweiter »Homophobie« wurde. So stellte es jedenfalls der arte-Film »Gleiche Liebe, falsche Liebe?!?« von Peter Gerhardt dar.

Adam hat das Landratsamt mehrfach für intime Begegnungen mit männlichen Gespielen genutzt. Ein inzwischen entferntes Sofa leistete nützliche Dienste, während anderswo im Haus sogar eine Veranstaltung lief. Adam scheint sich keine besondere Mühe gegeben zu haben, die über das Internet anberaumten Treffen zu verheimlichen. Es kam zu unangenehmen Medienberichten und auch sonst zu einigem Ärger. Herr Adam versteht aber nicht, woran sich die Leute stören. Hätte er sich mit einer Frau vergnügt, so meint er, würde doch auch keiner etwas gesagt haben. Es sei dahingestellt, ob diese Naivität echt ist oder nur gespielt.

Trotz der Affäre, die es bis in die überregionale Presse schaffte, hat Adam sein Amt behalten. Dienstrechtliche Schritte hielt der Regierungspräsident von Niederbayern nicht für nötig. Glück gehabt. Dass allerdings eine private Nutzung von Diensträumen für zweigeschlechtliche Intimitäten, wenn sie denn bekannt geworden wären, keinerlei Aufregung verursacht hätte, ist schwerlich anzunehmen. Insofern ist Adams Fall von dem eines normalen Mannes kaum zu unterscheiden, und wenn das so ist – was um alles in der Welt hat er dann mit Homophobie zu tun? Das hat der Film natürlich nicht erklärt.

Auf seiner persönlichen Homepage präsentiert sich Adam als »gläserner Landrat«, der freiwillig alle Einkünfte und Nebentätigkeiten offenlegt. Er scheint ehrlich aufzutreten und es mit seiner Ehrlichkeit richtig ernst zu meinen. Offenbar glaubt er, dass sich bei hemmungsloser Transparenz Konflikte von selbst erledigen. Wenn er aber behauptet, dass sich die beklagte »Homophobie« aus seiner speziellen sexuellen Neigung ergebe, dann hat Adam nicht verstanden, dass er in diesem speziellen Fall nicht für seine Andersartigkeit, sondern für seine Bill-Clinton-Ähnlichkeit angegriffen wurde. Das Problem war nicht eine andere, sondern genau die gleiche Hemmungslosigkeit, die davon nicht besser wird, dass sie auch dem amerikanischen Präsidenten reichlich Ärger einbrachte und die in jedem Fall, wenn sie denn ruchbar geworden wäre, Anstoß erregt hätte. Und zwar zu Recht.

Wenn es aber nach Adam ginge, würde es überhaupt keine Klagen über sexuelles Verhalten gleich welcher Art und Weise mehr geben. Und wenn es sie doch gäbe, würde man sich auf seine schützenswerte Homosexualität zurückziehen dürfen. Der Regierungspräsident war klug genug, die Geschütztheit des homosexuellen Adam nicht in Frage zu stellen und sich selbst zu schützen, freilich um den Preis, dass der Fall am Ende nicht »Homophobie« offenbart, sondern das genaue Gegenteil, nämlich Narrenfreiheit für einen homosexuellen Landrat. Aber Schuld an jeglichen Konflikten sind unter solchen Voraussetzungen natürlich immer die anderen. Man braucht dieses Denken nicht erst auf weitere Bereiche zu übertragen, um zu verstehen, dass das ein verständlicher Kindertraum ist, aber kein realistisches Lebensprinzip.

Die Gleichstellungsaktivisten wissen, dass sie ganz zufrieden sein könnten. »Wir waren laut, und wir haben viel erreicht«, hieß es gestern auf arte. Ob aber die Zukunft der gläsernen Sexualität gehört, ist angesichts der wachsenden Widerstände sowohl seitens der europäischen Muslime als auch im katholischen Ost- und Mitteleuropa und weit darüber hinaus mehr als fraglich. Die von arte verbreitete Empörung der Homo-Aktivisten über diese Entwicklung ist billig, wenn doch abzusehen ist, dass auf die Homo-Ehe die Polygamie, das Adoptionsrecht für Homosexuelle und das Recht auf künstliche Befruchtung werden folgen müssen. Um von der schulischen  Frühsexualisierung ganz zu schweigen.

Das Prinzip dieses »Fortschritts« offenbart eben der Fall Adam: Es gibt prinzipiell keine Nachteile, die nicht der bösen, normalen Mehrheitsgesellschaft mit ihren Vater-Mutter-Kind-Familien als Schuld anzulasten wären. Jedwede Kritik an jedweden Forderungen und jedwedem Tun oder Unterlassen kann auf dieser Grundlage als »Homophobie« verunglimpft werden. So will es der Kinderglaube dieser Leute, der sie nicht nur trösten, sondern auch ziemlich böse machen kann. Im zweiten Film des Themenabends wurde berichtet, was der Islam von Homosexuellen erwartet (wenn sie nicht gleich der Todesstrafe zum Opfer fallen): Dass sie ihre »Spielereien« bleiben lassen, eine Frau heiraten und Kinder in die Welt setzen. Das mag eine Antwort sein oder auch nicht. Der Vorwurf der Spielerei trifft aber den entscheidenden Punkt.

Eines hat der Themenabend jedenfalls gezeigt, der blind war für die Verführungen in eigener Sache und alle Verführung den Religionen im allgemeinen anlastete. Wer das Programm der hemmungslosen westlichen Lebensart auch dem Rest der Welt überstülpen will, riskiert einen veritablen Weltbürgerkrieg. Die Alternative ist die gute, alte Diskretion. Ein Drittes gibt es nicht. Im Falle des Selbstrichters Adam wäre schon viel erreicht gewesen, wenn er als der gläserne Landrat, der er so gerne sein möchte, für die private Nutzung seiner Diensträume Miete gezahlt hätte, sagen wir, auf der Berechnungsbasis »Stundenhotel«. Dann hätte sein Landkreis auch was davon gehabt.

Wer homophob ist, bestimmen wir

Wie der Sender arte einen Film ankündigt

Morgen Abend läuft auf arte die Dokumentation »Gleiche Liebe, falsche Liebe?!? Homophobie in Europa«. Die Ankündigung beginnt mit der Erwähnung des Überfalls auf Olivier Couderc und Wilfred de Bruijn in einer Frühlingsnacht 2013 mitten in Paris. Couderc und de Bruijn waren händchenhaltend durch das überwiegend muslimisch bewohnte 19. Arrondissement spaziert, und de Bruijn wurde brutal zusammengeschlagen. Über die Täter sagt arte natürlich nichts. Selbst in französischen Berichten über die inzwischen erfolgte Verurteilung der 19- bzw. 20-jährigen Täter Taieb K. und Abdelmalik M. wird deren Identität in der Regel verschwiegen. Eines ist sicher: Wenn sie weiße, katholische Männer gewesen wären, hätten wir es gewiss erfahren.

Im Weiteren erwähnt die Ankündigung die großen friedlichen Demonstrationen 2013 in Frankreich gegen die gleichgeschlechtliche Ehe La Manif pour tous, die sich  vor allem gegen den mit der Einführung der »Homo-Ehe« verbundenen Angriff auf die traditionelle Familie wandten. Allein die Tatsache dieser Demonstrationen begreift arte als einen Beweis für die Fortexistenz eines Problems, das noch längst nicht beseitigt sei: den »Hass auf Lesben und Schwule«.

Wie der Autor des Films Peter Gerhardt auf Nachfrage bestätigt, hält er Gegner der gleichgeschlechtlichen Ebene grundsätzlich für homophob. Dass es Leute gibt, die bestimmte Meinungen oder Handlungen, die u.a. (!) Homosexuelle vertreten bzw. begehen, kritisieren und dass dieselben Leute Homosexuelle trotzdem weder fürchten noch hassen, kann er sich offenbar nicht vorstellen. Von dem christlichen Menschenbild, das zwischen der Person und ihren Handlungen unterscheidet, haben offenbar weder Gerhardt noch der deutsch-französische Sender jemals irgendetwas gehört.

Dann geht es weiter mit den Sätzen: »Geschürt wird die Homophobie von rechten Politikern in ganz Europa und auch von Intellektuellen wie etwa dem deutschen Schriftsteller Akif Pirincci. In seinem neuesten Buch hetzt Pirincci offen gegen die vermeintliche ›Verschwulung‹ der Gesellschaft. Seine Schmähschrift gegen Homosexuelle stand in Deutschland wochenlang weit oben auf der Bestsellerliste.«

Hier werden, in offenbar verleumderischer Absicht, drei Dinge in einen Topf geworfen, um einen Vorwurf zu konstruieren, der nicht haltbar ist. Richtig ist, dass Akif Pirinçci ein Buch mit dem Titel Die große Verschwulung angekündigt hat, das in diesem Jahr bei Manuscriptum erscheinen soll. Wer im Internet die Begriffe »Verschwulung« und »Pirinçci« sucht, findet sie praktisch nur in der genannten Verbindung – als Ankündigung seines neuen Buches also. Jeder, der sich mit Pirinçci beschäftigt oder von ihm gehört hat, wird die Behauptung, er hetze in seinem neuesten Buch gegen Schwule, nicht anders verstehen als eine Aussage über eben dieses noch nicht erschienene Buch. Arte-Autor Gerhardt aber bringt es fertig, den Begriff »Verschwulung« zu zitieren und zu behaupten, dass er von dem Buchtitel, dem es entstammt, noch nie etwas gehört habe. Mit Pirinçcis »neuestem Buch« habe er Deutschland von Sinnen gemeint. In Deutschland von Sinnen, das nach Attacke auf den Mainstream allenfalls Pirinçcis zweitneuestes Buch ist, taucht der Begriff »Verschwulung« aber überhaupt nicht auf.

Der Text endet mit dem Absatz: »In seiner Dokumentation zeigt Peter Gerhardt die Auswirkungen von Homophobie in Frankreich, Deutschland, Litauen und Ungarn. Zu Wort kommen Homohasser, die erklären, warum sie so vehement gegen die Gleichstellung von Homosexuellen kämpfen. Im Gespräch mit den Opfern zeigt sich, welche tiefen Spuren Homophobie bei den Betroffenen hinterlässt. Die Reife einer Demokratie zeigt sich im Umgang mit gesellschaftlichen Minderheiten. ›Gleiche Liebe, falsche Liebe?!?‹ zeigt, dass Europa im Hinblick auf den Umgang mit Homosexuellen noch einen weiten Weg vor sich hat.«

Wer es immer noch nicht begriffen hat, kann das jetzt nachholen. arte sagt: Wer gegen Gleichstellung kämpft, ist Homohasser. Die friedlichen Demonstranten von Paris sitzen als Antidemokraten in einem Boot mit gewalttätigen jungen Muslimen, denen jeder Vorwurf eines Demokratiedefizits tunlichst erspart wird. Was folgt daraus? Wer zum Islam konvertiert und Homosexuelle brutal zusammenschlägt, hat es auf dem weiten Weg zur Demokratie offenbar leichter als derjenige, der auf freie Rede und die Macht der Argumente baut.