Die Frage, was Akif Pirinçci antreibt, hat es also in sich, denn sie berührt den Kern unseres Selbstverständnisses, sagen wir, als »Menschen in Deutschland«. Was bringt einen 1959 in Istanbul geborenen Mann, der mit neun Jahren nach Deutschland kam und hier ein erfolgreicher Schriftsteller wurde, dazu, den Deutschen vorzuwerfen, daß sie sich auf dekadente Weise von ihren ausländischen Gästen, seinen eigenen Landsleuten, tyrannisieren und terrorisieren ließen? Warum weist er sie mit aller Drastik darauf hin, daß sie, wenn sie so weitermachten, früher oder später einem unerbittlichen evolutionären Programm zum Opfer fallen würden, wonach die vielen jungen Männer aus dem zugezogenen Volk hinsichtlich ihrer Fortpflanzungschancen zu Konkurrenten, Gegnern und Feinden der autochthonen jungen deutschen Männer werden? Einem Programm, das junge, gut organisierte Türken dazu bringe, eben diese Deutschen, sobald sie irgendeine Schwäche erkennen lassen, zu bedrohen, zu verprügeln und zu ermorden. Was treibt ihn dazu, davor zu warnen, daß seine Landsleute früher oder später auch deutsche Frauen vergewaltigen, kurz, daß sie alles Mögliche tun werden, um die autochthone Bevölkerung eines Tages zu dominieren und zu beherrschen, jedenfalls dann, wenn sie niemand aufhält?
Pirinçci beschreibt eine kriegerische Situation. Er versteht weder die fehlende Bereitschaft zur Selbstverteidigung, noch die verlogene deutsche Öffentlichkeit mit ihrem heuchlerischen »Kampf gegen rechts«, noch die lasche, verängstigte Rechtsprechung, und am allerwenigsten versteht er den Verlust des gesunden Menschenverstandes in diesem täglich verrückter werdenden »war on sanitiy«. Der Autor Pirinçci ist ein Phänomen, das die Multikulti-Romantiker nicht auf der Rechnung hatten, denn Pirinçci ist Türke. Sein Zorn ist auf zuweilen respekt- und hemmungslose Weise frei von Selbstzweifeln. Es ist der Zorn eines Mannes, der, und das ist das Entscheidende, lange genug in Deutschland lebt, um sich noch an die Zeit erinnern zu können, da »Integration« kein milliardenteures Subventionsgrab zur Einschüchterung und Gängelung der einheimischen Bevölkerung war, sondern eine gesellschaftliche Realität, die keinen einzigen Cent kostete.
O-Ton Pirincci, aus seinem Anfang April erscheinenden Buch:
1969 sind meine Eltern mit uns Kindern und einem Pappkoffer in der Hand in dieses Land gekommen. Die Türkei bot uns nichts, keine Chance, keine erste und keine zweite, einfach gar nichts. Wir waren so arm, daß wir uns am Ende nicht einmal mehr Holz oder Kohle zum Heizen für den Winter leisten konnten. Wir empfanden es als ein unfaßbares Geschenk, daß Deutschland uns aufnahm. Hätte man uns gebeten, wir hätten ihm auf den Knien gedankt. Aber das tat man nicht. Man gab uns nur zu verstehen: Arbeitet, geht zur Schule, macht etwas aus eurem Leben, ihr seid uns nichts schuldig, außer vielleicht, daß ihr ein produktiver, kreativer und bereichernder Teil dieses Landes werdet und hier sogar Wurzeln schlagt, wenn es euch gefällt. Meine Eltern waren keinen einzigen Tag ihres deutschen Berufslebens arbeitslos; daß der Staat Sozialhilfe an Leute auszahlt, die einfach gar nichts tun, erfuhren sie erst Mitte der achtziger Jahre, als sie längst wieder in die Türkei zurückgekehrt waren und dort ihren Lebensabend genossen.
Soweit das aufschlußreiche Zitat aus dem zweiten Kapitel, das die Überschrift trägt: »Der Islam gehört zu Deutschland wie die Reeperbahn nach Mekka«. In diesen Tagen teilt die BZ übrigens mit, daß laut Berliner Senat 35.735 EU-Bürger allein in Berlin von Sozialhilfe leben. Dazu ein zweites Zitat aus Deutschland von Sinnen und zwar aus dem dritten Kapitel, in dem es um den Niedergang des Mittelstandes und um seine drückende Steuerlast geht:
Was die Rechtsprechung vor Gericht angeht, mein Freund, erzähl doch mal einem deutschen Richter, daß du 35 Jahre lang brav deine Steuern und Abgaben bezahlt hättest, daß diese sich inzwischen auf ungefähr 350 000 Euro summiert haben müßten, wenn nicht noch mehr, daß du arbeitslos geworden bist und in deinem Alter auch nicht mehr so leicht Arbeit findest, und daß du es mit Recht und Gesetz nicht vereinbaren könntest, deine noch nicht abbezahlte Eigentumswohnung verkaufen zu müssen, um auch nur einen müden Euro vom Staat zurückzubekommen, während dein Nachbar Einbezahlt-was-ist-das?-Abdullah aus Marokko und seine zwei Ehefrauen mit sechs Kindern sich von Stütze made in Germany schon ihr zweites Haus in ihrem wunderschönen Heimatland bauen. Daß der Richter dich dann nicht auslacht, ist auch alles! Oder erzähl doch mal dem Ordnungsamt, daß es etwas gegen die auf dem Schulweg deiner Tochter und im Stadtpark Spalier stehenden schwarzen Drogendealer unternehmen soll. Vielleicht hast du Glück. Dann bekommst du nur eine Geldstrafe wegen Rassismus, und die Psychopathen von der Antifa sehen davon ab, dein Auto abzufackeln.
Die politisch unkorrekten Positionen dieses Autors wird man über kurz oder lang, soweit es nicht schon geschieht, als »rechtsradikal« oder, um ein von einem bekannten Journalisten kürzlich verwendetes Wort zu zitieren, als »eklig« abtun wollen. Aber das ist ihm egal. Vor allem werden damit nicht die zugrunde liegenden Probleme erledigt. Man hätte bloß einmal mehr das Thermometer zerschlagen, das die wahre Temperatur anzeigt. Natürlich liegt es nahe, den politisch unkorrekten Positionen dieses Autors eine entsprechende politische Motivation zu unterstellen. Auch wenn das insbesondere jene tun werden, denen es nicht paßt, daß er so viele unangenehme Wahrheiten auf einmal ausspricht, wäre das bestenfalls ein Zirkelschluß. Was also treibt einen erfolgreichen Krimiautor wie Akif Pirinçci dazu, ein derart provozierendes Buch zu schreiben? Zunächst ist Pirinçci weder gegen die Türken noch gegen die Deutschen, er ist weder gegen die Ausländer, noch gegen die Einheimischen, und gegen Zuwanderung ist er natürlich auch nicht. Er ist nur dafür, daß jeder sein eigenes Geld verdient und der Staat dafür sorgt, daß sich die Leute nicht die Köpfe einschlagen. Das galt vor kurzem noch als selbstverständlich.
Die Antwort liefert die zitierte Passage über seine Kindheit, in der es um die Erinnerung an ein Deutschland geht, das Akif Pirinçci wie vermutlich sehr viele Türken seiner Generation tiefer beeindruckt haben könnte als seine damaligen deutschen Zeit- und Altersgenossen (soweit dieser Vergleich überhaupt möglich ist), und das es, so seine Sorge, womöglich bald nicht mehr gibt. Es geht um die Enttäuschung eines Türken darüber, daß die Deutschen nicht mehr sie selbst sein wollen und daß sie ihm (sie ihm!), dem Zugereisten, seine Heimat wegnehmen, daß sie ihn aus dem Land seiner Kindheit vertreiben. Ein Türke, deutscher als die Deutschen, will nicht zum Heimatvertriebenen werden.
Der Fall erinnert an die assimilierten deutschnationalen Berliner Juden in den Jahrzehnten vor dem Holocaust, die mit den nachrückenden Ostjuden nicht in einen Topf geworfen werden wollten. Ja klar, und nun, mit dieser unstatthaften Analogie, ist das Maß endgültig voll. Mir persönlich ist das aber genauso egal wie es Pirinçci egal ist, was man über ihn denkt. Unsere Politiker, unsere Tugendwächter und unsere Medienideologen werden sich daran gewöhnen müssen, daß die bundesdeutsche »Vielfalt« die eine oder andere Überraschung für sie bereithält, daß es Leute gibt, die nach Deutschland kommen und in Deutschland bleiben wollen, weil es sich um Deutschland handelt und nicht um Anatolien, Syrien oder um irgendein postmodern-namenlos-selbstvergessenes Territorium in Europa oder irgendwo sonst in der großen weiten Welt. Pirinçci ist der lebende Beweis dafür, daß es ein unverwechselbares türkisches Temperament gibt. Es könnte deutscher sein als das deutsche.
]]>Als Lassahn und ich über dieses Zitat sprachen, fiel mir ein, dass ich doch gestern Abend endlich meine Lektüre der Confessiones Augustins fortgesetzt und dort einen Gedanken wiedergefunden hatte, den ich von Robert Spaemann kenne. Beide Zitate, fanden Lassahn und ich, sagen uns zusammen noch sehr viel mehr als sie uns einzeln sagen. Ich zitiere den ganzen Passus (III. Buch, 7,12), und ich hebe den entscheidenden Satz Augustins durch Fettung hervor:
»Denn von etwas anderem, das wirklich seiend wäre, wußte ich nicht. Und eine spitze Geistelei verführte mich, den albernen Betrügern beizufallen, wenn ich gefragt wurde: Woher das Übel?; ob denn Gott wie Körper gestaltlich umschrieben werde?; ob er Haare und Nägel habe?; ob auch die für Gerechte gelten könnten, die in Vielweiberei lebten, Menschen töteten und Tieropfer darbrachten? Unkundig des Sachverhalts, ließ ich mich verblüffen, und während ich abkam von der Wahrheit, glaubte ich ihr entgegenzuwandeln. Denn ich wußte nicht, daß das Übel weiter nichts ist als Ausfall an Gut, der schließlich bis zum Nichtsein führt. Wie auch hätte ich das einsehen sollen, wo doch mein Sehen mit den Augen nur bis zu Körpern, mein Sehen mit dem Geiste nur bis zu Einbildungen reichte?«
Der Feminismus ist Fehlen des Guten, und er führt »schließlich bis zum Nichtsein«, insbesondere zum Nichtsein von Kindern, zum Nichtsein von menschlichem Leben. Da die Kritik am Feminismus aber nicht frauenfeindlich ist (was uns die meisten Medien nichtsdestotrotz einzureden versuchen), habe ich mich in einem ebenfalls heute entstandenen Anzeigentext für Lassahns Buch direkt an die Frauen gewandt, indem ich für die liebevolle Verbindung von Frauen und Männern, also gegen ihre konkurrenzsüchtige Trennung plädiert habe:
»Männer wacht auf! Frauen, wacht auf! Eine tiefe Unversöhnlichkeit ist zwischen die Geschlechter gekommen. Der Feminismus ist der Feind der Liebe und der Feind der Familie. Er nimmt den Männern die Frauen und die Kinder weg. Er nimmt den Frauen die Welt weg, in der allein sie blühen können.
Der Feminismus macht die Männer schlecht. Erst in der Sprache, dann in der Wirklichkeit – als ginge es auch ohne sie. Ist das gut? Nein! Feminismus ist Apartheid. Feminismus ist ein totalitärer Umbau der Normalität. Feminismus ist ein Krieg, der verleugnet wird.
Wer an den Feminismus glaubt, wird unglücklich. Frauen dürfen abtreiben und sich scheiden lassen. Männer dürfen zahlen. Oder der Staat zahlt, den auch die Männer bezahlen. Was haben Frauen und Männer davon? Nichts! Der Mann wird einsam, und die Frau wird zur ›Frau ohne Welt‹.
Bernhard Lassahn beschreibt all das heiter, gelassen, traurig, amüsiert und scharfsinnig. Lassahn sagt: ›Es gibt ein Leben nach dem Feminismus. Und dieses Leben beginnt mit der Liebe. Denn mit der Liebe beginnt die Zukunft.‹«
Ich füge hinzu: Und das Gute!
]]>Die Kurzessays von Bernhard Lassahn, den manch einer vielleicht von Henrik Broders Blog »AchGut« kennt, kommen so freundlich und heiter daher, dass einen die Höhepunkte immer wieder kalt erwischen. Da gibt es Frauen, die andere Frauen davor warnen, sich in Männer auch nur zu verlieben, weil dies die Einstiegsdroge in die Unterdrückung durch den Mann sei! Lassahns Fazit: Je mehr die Frauen den Männern verlorengehen, desto mehr geht den Frauen die Welt verloren. Der Feminismus entfernt die Frauen von der Welt, er ist eine gnostische Bewegung. Auf den Titel von Günter Anders’ Schriftensammlung Mensch ohne Welt sind wir aber erst gestoßen, als wir recherchierten, ob es »Frau ohne Welt« schon gibt. Ich schwör’s!
Nun zu Ortmanns Entwurf. Der Gesamteindruck: ein Filmplakat aus den fünfziger Jahren (retro!). Die Pinselkalligrafie ist sehr gelungen. Sie ist kräftig und schwungvoll. Sie ist vorzüglich geeignet, die gewünschte Aufmerksamkeit zu wecken. Allein das mittlere Wörtchen »ohne« will sich noch nicht so recht in den Schreibfluss von »Frau« und »Welt« fügen. Das »h« wirkt ein wenig gequetscht, als wäre ein Auto hineingefahren, und das »e« kippt gleich nach rechts in den Zeilenuntergrund, als wäre es kurz davor, vom Verfassungsschutz angeworben zu werden. Das arme, kleine Wort steht unsicher, und dabei ist es besonders wichtig. Schließlich könnte die Kinderbuchausgabe eines Tages Frau Ohnewelt heißen, frei nach König Johann Ohneland … Die obere Schleife des »h« soll allerdings auch künftig den Wortzwischenraum des zentrierten Untertitels füllen, ohne einen anderen Buchstaben bis zur Unlesbarkeit zu verdecken. Ortmann berichtete von einer Schwierigkeit beim Schreiben des Wortes »ohne«, die ihm vermutlich das Ansetzen mit dem kleinen Anfangsbuchstaben »o« bereite, woraufhin ich vorschlug, beim Schreiben mit einem Großbuchstaben zu beginnen, der hinterher wieder entfällt, also zum Beispiel das Wort »Bohne« zu schreiben, um ein neues »ohne« mit dem angestrebten Schwung zu gewinnen. Diesen Trick will er nun ausprobieren. Frau. Bohne. Welt.
Was gibt es noch zu sagen? Die Grotesk-Schrift der Untertitel gefällt mir im Unterschied zu anderen Groteskschriften ausnehmend gut (der Name der Schrift wird nachgeliefert). Allein mit der etwas unruhigen Schrägstellung hatte ich zunächst meine Schwierigkeiten, bis Ortmann ganz entschieden eben darauf beharrte und mir erklärte, dass es sich um eine Kursivschrift handele, die er entlang ihrer Vertikalen senkrecht ausgerichtet habe. Dieses Ordnungsprinzip in einer auf den ersten Blick ungewohnten Gestaltung überzeugte mich. Die Ausrichtung von links unten nach rechts oben ist ohnedies die einzig mögliche, wenn man die Statik der Horizontalen meiden will: »Alle Lebenstatsachen haben eine Richtung« (Robert Spaemann), und wer für das Leben ist, sollte möglichst viel nach vorne und nach oben schauen. Ansonsten verwies Ortmann noch auf ein berühmtes Plattencover, das ebenfalls auf den ersten Blick improvisierter wirke, als es ist. Es handelt sich um Never Mind The Bollocks von den Sex Pistols aus dem Jahre 1977, das später von den Toten Hosen parodiert wurde. In Wahrheit, so Ortmann, sei dieses Cover mit größter Sorgfalt gearbeitet. Dort weist übrigens die Namenszeile der Band auch von links unten nach rechts oben. Die CD-Version hat leider einen vollkommen überflüssigen und den Gesamteindruck empfindlich störenden grünen Rand bekommen. So etwas werden wir hier natürlich nicht machen … Fortsetzung folgt.
FRAU OHNE WELT
Trilogie zur Rettung der Liebe von Bernhard Lassahn
Band 1: Der Krieg gegen den Mann
Klappenbroschur, 176 Seiten, 14,90/9,99 Euro.
ISBN 978-3-937801-80-3 (print)
ISBN 978-3-937801-81-0 (eBook)
Band 1 erscheint Anfang April, Band 2 voraussichtlich im Juni, Band 3 im September 2013.