In einer wie gewohnt herrlich satt- und volltönenden Tirade hat Michael Klonovsky aus dem hysterischen Putin-Haß deutscher Regierungsvertreter das seit siebzig Jahren daueraktuelle deutsche Selbstverständnis destilliert:
Das Gekläff der meisten deutschen Politiker gegen Putin ertönt hinter den Hosenbeinen ihres transantlantischen Apportiermeisters (und zwar desto beflissener, je näher sie der CDU stehen). Die Lehre, die von deutschen Politikern aus dem Zweiten Weltkrieg gezogen wurde, ist nämlich sehr simpel: Man wollte nach der Prügel zweier verlorener Weltkriege fortan nurmehr noch auf der Siegerseite stehen, koste es, was es wolle, die Tradition, den Nationalstolz, die Ostgebiete, die Währung, die Sprache, die ethnische Substanz – egal. Nur nie wieder solche Prügel! Niemals wieder auf eigene Rechnung Politik machen! Lieber allmählich von der Landkarte verschwinden, als je wieder allein gegen alle stehen. Aber die Untertanen-Mentalität der deutschen Politiker hat sich bei diesem Wechsel auf die Seite der Weltkriegssieger und schließlich auf jene des Triumphators im Kalten Krieg nicht geändert, sie ist so sturheil wie sturdeutsch geblieben, und heute heißt es eben: Amerika befiehl, wir folgen! Sogar Linke, wenn sie mal in Regierungsverantwortung geraten, fressen diese Lektion meist sofort, mögen sie vorher dutzende Male gegen die Amis demonstriert haben; fragen Sie den Fischerjockel oder Trittin. Und was ist aus amerikanischer Sicht seit 100 Jahren das schlimmste politische Szenarium für Europa? Genau: dass Russland und Deutschland sich – nein, nicht einmal verbünden, nur politisch annähern könnten. Allein der Gedanke macht die Amerikaner unruhig, und ein guter Pinscher fühlt Herrchens Erregung und teilt sie stracks, indem er erregt zu tänzeln und zu kläffen beginnt, wie man es ihm auf den Dressurwettbewerben der Bilderberger beigebracht hat. Das ist und bleibt der Modus der deutschen Außenpolitik, der Außenpolitik eines widerlegten, durch Prügel „klug“ gewordenen (Rest-)Volkes.
Für die nüchterne Erwägung dessen, was man gemeinhin nationale Interessen nennt, lässt eine solche Konditioniertheit wenig Raum, Herrchens Wille ist längst der eigene (umso rühmlicher im Nachhinein Gerhard Schröders Weigerung, beim Überfall auf den Irak mitzutun), wer etwas anderes sagt, wird sogar bei einem informellen Abendessen angebellt. Herrchen sieht und hört nämlich alles. Da diese hysterisch verteidigte Unselbständigkeit durchaus etwas Ehrenrühriges hat, schmückt sie sich mit allerlei Gesinnungsputz, mit dem langen Wegs nach Westen etwa oder der Verteidigung von Weltfrieden, Grundgesetz, Menschenrechten umd Mülltrennung am Hindukusch. Oder eben einer Verhinderung des Teufelspaktes von anno 1939. Ohne solche Kosmetik – und das bisschen Kontra seitens der Kanzlerin gegen ein direktes Auf-den-Gegner-gehetzt-werden – stiege die Selbstverachtung ins Uferlose.
(Aber vielleicht liege ich ja völlig daneben, und hinter den Kulissen waltet unbeirrt die gute doppelzüngige Normalität …)
Den vollständigen Beitrag finden Sie hier (Acta diurna vom 14. Februar 2015).