Kategorie-Archiv: Feminismus

Arschtritt aus dem Führerbunker

Eine Frankfurter Professorin kämpft gegen die Zukunft der Familie und des deutschen Volkes. Ihr Motiv ist antideutscher Rassismus.

Es ist ein Krieg gegen das eigene Volk ausgebrochen, und ohne daß auch nur ein einziger Schuß fallen müßte, soll er mit unserem Untergang enden. Der Aggressor, das sind unsere eigenen Eliten in Politik und Medien. Wir wissen nicht, wer sie steuert, das können wir nur vermuten, aber daß sie gesteuert werden, ist am Ausmaß ihrer Gleichschaltung zu erkennen. Ob sie selbst daran glauben, das Richtige zu tun, wissen wir nicht. Jedenfalls versuchen sie nicht einmal zu heucheln, denn das würden wir merken. Sie lassen keine Selbstzweifel erkennen, und sie geben uns keinen noch so diskreten Hinweis darauf, daß sie etwas anderes dächten als sie sagen. Wenn sie das täten, gäbe es wenigstens einen Grund, unter veränderten »Rahmenbedingungen« auf einen »Politikwechsel« zu hoffen. Der ist nicht in Sicht, und die Temperatur steigt. Zuwanderungspolitik, Familienpolitik und Gleichstellungspolitik scheinen verschiedene Themen zu sein. Aber sie haben eine gemeinsame Wirkung. Diese Wirkung besteht darin besteht, daß die Deutschen ungefähr im Jahr 2035 zur Minderheit im eigenen Land werden. Vielleicht auch schon früher. Unser Bundespräsident teilte uns jetzt aus der Ferne mit, daß er das ganz prima findet, das Motto »Inder statt Kinder« hat er in dem betreffenden Land wiederbelebt. Er bietet mecklenburgische Erde wie Sauerbier an. Es ist aber nicht irgendeine Entwicklung, die wir da erleben, es ist die Folge eines Krieges, dessen Opfer wir, das heißt, unsere nicht zu gebärenden Nachfahren sind. Noch schwimmen wir tief unten in einem kühlen Brunnen, aber dieser Brunnen wurde bereits modernisiert wie alles andere im guten, alten Deutschland auch. Mikrowellen heizen das Wasser, bis es kocht. Das Experiment heißt »Endlösung Deutschland«. Zu seinen treibenden Kräften gehört die Frankfurter Juristin Ute Sacksofsky. Sie findet, daß wir, die Badenden, es nicht besser verdient haben. Sie selbst sitzt wohl irgendwo im Trocknen.

I.

»Ihr Kinderlein kommet – Bevölkerungspolitik als Staatsaufgabe«, so heißt ihre Rechtskolumne vom Juni 2013 im Merkur Nr. 769. Unseren längst geschwächten kollektiven Selbsterhaltungstrieb, soweit er überhaupt noch vorhanden ist, erklärt unsere Professorin kurzerhand für »nationalistisch«. Die Steigerung der Geburtenrate ist nach ihrer Meinung »kein legitimes staatliches Ziel«, dafür aber die kostentreibende Gleichbehandlung von allen möglichen Sonderlebensförmchen, die neuerdings ebenfalls »Familie« heißen sollen, auch wenn sie nie eine werden, weil ihnen die Zeugung von Kindern natürlicherweise verwehrt bleibt. Unser demographisches Problem hält Frau Professor wahlweise für unerheblich oder für begrüßenswert. Dabei genießt sie persönlich das Glück, überhaupt geboren worden zu sein, zu einer Zeit, da es den von ihr geforderten Verzicht auf ein staatliches Interesse an Neugeborenen noch nicht gab. Also nach ihr die Sintflut.

Die sogenannte Gleichbehandlung von offensichtlich Ungleichem erklärt Frau Professor nicht nur für geboten, sondern für zwingend. Warum, das sagt sie uns ganz offen, und dabei spielen irgendwelche gleich zu berechtigenden Gruppen plötzlich gar keine Rolle mehr. Die Berufung auf sie ist nur das Mittel zum abgründigen Zweck: »Gehen wir davon aus, dass es um die Weitergabe deutschen Erbgutes nach der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft nicht mehr gehen kann [wegen der Kollektivschuld, denkt sich wohl unsere Anhängerin des Morgenthau-Plans, A.L.]: Was wäre  eigentlich so schlimm daran, wenn die Deutschen aussterben sollten (was ohnedies noch ein paar Jahrhunderte dauern dürfte)? Das Territorium, auf dem sich derzeit [!] Deutschland befindet, könnte der Natur zurückgegeben oder (das ist wahrscheinlicher) von anderen Menschen besiedelt werden.«

Damit nicht genug. Wenige Zeilen später folgt ein biopolitischer Arschtritt aus den Tiefen des Führerbunkers, der an Zynismus nicht zu überbieten ist: »Wenn es diese deutsche Kultur nicht schafft, das Leben der kommenden Generationen mitzuprägen, dann muss sie wohl kaum unter Artenschutz gestellt werden.« Und damit die deutsche Kultur ihre Bewährungsprobe auch wirklich nicht besteht, betreibt Frau Professor ihre spezielle Form der Familienpolitik, in der sie unentwegt mit dem Gleichheitsgrundsatz herumwedelt, um alles zu unterstützen, was nicht nach traditioneller Familie – vulgo Kindern – aussieht. Der Gleichbehandlungsgrundsatz ist natürlich nur ein leicht zu durchschauender Vorwand. Um ihn geht es letztlich gar nicht.

Das destruktive Ziel besteht einzig und allein darin, eine positive Bevölkerungspolitik zu unterbinden. Kinder müssen der Frau Professor ein riesiger Dorn im Auge sein, denn deren Eltern kassieren ja Geld vom Staat dafür, daß sie Kinder haben, wie die Autorin nicht müde wird, sich seitenlang zu empören, indem sie jeden Euro Familienförderung einzeln aufzählt. Der Neid spritzt ihr nur so aus der Feder. Nähme man ihr Argument ernst, daß der Staat aus Gründen seiner weltanschaulichen Neutralität keine Geburtenförderung betreiben dürfte, könnte man ebenso gut eine weltanschauliche Neutralität in Fragen der persönlichen Lebenserhaltung konstruieren und fordern, daß Leute, die essen, und Leute, die nicht essen, in keiner Weise manipuliert werden dürften, auch nicht in die Richtung, die ihnen das nackte Leben retten würde: »Wenn du es nicht schaffst, dich zu erhalten, verreckst du halt, und deine Sippe am besten gleich mit. Artenschutz gibt’s nicht! Pech gehabt!«

Was im Einzelfall absurd klingt, weil es die Therapie von Bulimie unterbinden würde, wird von Frau Professor für das deutsche Kollektiv sogar mit Kant begründet und als ganz vernünftig ausgegeben: »Der Mensch soll niemals bloß als Mittel, sondern jederzeit zugleich als Zweck an sich selbst behandelt werden«, schreibt sie und hat, kaum daß der Satz beendet ist, das Wörtchen »zugleich« auch schon wieder vergessen. Sie tut so, als ginge es dem Staat nur um den Menschen als profanes Mittel seines Selbsterhalts, und das findet sie einfach degoutant, wobei sie vergißt, daß auch der Staat aus Menschen besteht – was nichts anderes bedeutet, als daß Frau Professor Menschen degoutant findet, die sich fortpflanzen und erhalten wollen. Jedenfalls, wenn sie das als Angehörige eines Kollektivs namens Deutsche wollen und im Interesse eines deutschen Staates und wenn der ihnen dafür auch noch Geld gibt. Ganz zu schweigen davon, daß auch ein Mensch, der ursprünglich als bloßes Mittel gedacht gewesen wäre (weil die Firma halt einen Erben braucht), spätestens ab dem Zeitpunkt seiner Zeugung unantastbarer »Zweck an sich« ist.

Aber mit der Natalität hat es unsere Frankfurter Juristin nun mal nicht. Daß sie persönlich kein Interesse daran hat, ist ihre Sache, aber daß sie die Öffentlichkeit mit ihrer penetranten Lebensfeindlichkeit manipuliert, damit ein paar Frauen mehr durch die fiktive »gläserne Decke« schießen, geht entschieden zu weit. Gegen Abtreibung zum Beispiel hat Frau Professor, soweit ich sehe, noch nicht das Wort erhoben, jedenfalls nicht im feinen Merkur, obwohl doch dies nun wirklich das Beispiel für eine Tat wäre, bei der es um nichts anderes als eine brutale Zweck-Mittel-Relation geht. Aber hier wird das Kind nicht geboren, und das ist nach Frau Sacksofsky ja nur zu begrüßen. Wenn es darum geht, daß ein Kind nicht geboren wird, darf die kühle Zweck-Mittel-Relation Anwendung finden; wenn es aber darum geht, daß es geboren wird, ist sie nicht erlaubt. Das liegt an der Neutralität des Staates, wir haben verstanden. Und an der Gleichheit von Leben und Tod (genauer gesagt, von Leben und Nicht-Leben), aus der der Tod (genauer gesagt, das Nicht-Leben) bekanntlich als Sieger hervorgeht und in diesem Fall auch hervorgehen soll. Diese dämonische Lebensfeindlichkeit drapiert Frau Professor mit einer zwar hübschen, aber verlogenen Zurückhaltung: »Familie ist der Ort, in dem gesellschaftliche Nützlichkeitserwägungen keinen Platz haben sollten.« Der Satz ist sogar mit Einschränkung richtig, aber hier geht es nicht darum, was in der Familie passiert, sondern außerhalb ihrer, nämlich auf Seiten des Staates.

Mit einem derartigen, nun ja, ich muß es leider sagen, menschverachtenden Müll  wird unsere Frau Professor sogar als Gutachterin im Bundestag gehört und darf dort erklären, daß das Betreuungsgeld dem Gleichheitsgrundsatz widerspräche. Nicht etwa, weil es den Zweck, für den es gemacht wurde, verfehle, sondern den, den Frau Sacksofsky seiner Nichtgewährung höchstpersönlich zuschreiben möchte, nämlich, die Frauen weg vom bequemen Herd ins Berufsleben hinauszutreiben, wo sie bekanntlich allesamt hingehören, seit sie von den Männern nichts mehr unterscheidet (ist da schon wieder Neid auf ein häusliches Leben im Spiel?). Für den Fall einer womöglich »rückwärtsgewandten«, »allein an der Steigerung der Geburtenrate orientierten Politik« (wieso »allein«?) prophezeit die Juristin das Eintreten von »Horrorszenarien«. Aha, dann kommt also Bomber-Harris wieder über den Kanal geflogen und haut alles kurz und klein. So etwa?

II.

Statt uns zu erklären, warum die Zeugung von Kindern auf einmal so gefährlich ist, hat Frau Professor eine weitere Kolumne verfertigt und ebenfalls im Merkur veröffentlicht. Dort äußert sie sich in der neuesten Nummer (777) zum »Märchen vom Untergang der Familie«. Einerseits handelt es sich bei der Rede vom Untergang der Familie also um ein Märchen, andererseits aber ist dieses Märchen doch keines, denn »die Monokultur der auf Ehe gegründeten Familie ist ausgestorben«, schreibt sie, »und kein Staatsrechtslehrer wird sie wiedererwecken können.« Natürlich weiß sie, daß es eine Monokultur in Sachen Familie noch nie gegeben hat. Sie muß aber ihren Gegnern die totalitäre Phantasie unterschieben, es hätte sie gegeben und sie ließe sich auch wiederbeleben. Erstens, damit die Autorin nicht selbst als totalitär dasteht, und zweitens, damit die große, polierte Vase namens Monokultur, gemeint ist aber die Familie, möglichst laut auf dem Boden zerschellt. Hier spritzt ihr zwar einmal nicht der Neid, dafür aber die merkwürdige Zufriedenheit über eine Entwicklung aus der Feder, die normale Leute mindestens bedauernswert finden.

Dazu paßt es, daß sie den tausendmal betonten Gleichbehandlungsgrundsatz gegenüber sozusagen alten und neuen »Familien« an keiner Stelle inhaltlich füllt. Das gehört zur Strategie, denn die substantielle Ungleichheit dessen, was gleich behandelt werden soll, darf gar nicht erst auffallen. Wo es darauf ankäme, den Unterschied kenntlich zu machen, weil es um Kinder und Jugendliche geht, die in Europa bislang zu 72 Prozent glücklicherweise immer noch mit Mama und Papa aufwachsen, werden wir mit leeren Worten abgespeist. Aber bevor wir abgespeist werden, werden wir getäuscht. Die Autorin sagt nichts gegen den falschen und von ihr vermutlich gewünschten Leseeindruck, daß jenes Drittel Kinder, das außerhalb der Ehe geboren wird, von vornherein bei gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen würde.

Wie es wirklich ist, das interessiert Frau Professor nicht. Und deshalb soll es auch alle anderen nicht mehr interessieren. Das öffentliche Interesse an der auf Ehe gegründeten Familie sei »nicht offensichtlich«, behauptet sie mit einer erstaunlichen Grausamkeit gegen Kinder, die natürlich und grundsätzlich viel lieber bei ihren eigenen, biologischen Eltern aufwachsen. Ob die Kinder »in einer für sie förderlichen Umgebung« aufwachsen (von eigenen Eltern ist nicht die Rede), das hänge »eben nicht an der ›Form‹, in der die Eltern zusammenleben, sondern an den gelebten Inhalten.« Man ahnt, welche Inhalte dazugehören und welche nicht. Möglichst frühe Einführung in die Welt der Darkrooms – ja; Hochzeit von Mann und Frau auf dem womöglich katholischen Dorf – nein. Und dann die »Form«, in der die Eltern zusammenleben. Als ob es nicht zunächst darum geht, daß sie überhaupt zusammenleben. Aber nein, darum geht es der Frau Professor nicht. Da sie es schon nicht mit Kindern hat, hat sie es auch nicht mit dem wünschenswerten Zustand, daß deren Eltern sich zum Wohle ihres Nachwuchses möglichst lieben und vertragen. Schlimmer noch. Es geht ihr nicht nur nicht darum, daß möglichst viele Kinder in den Genuß einer stabilen elterlichen Beziehung kommen. Sie ist sogar dagegen, denn das würde ja die traditionelle Familien-»Monokultur« stärken. Das führt zu einer absurden Konsequenz. Gleichbehandlung und Gleichstellung führen früher oder später zu dem absurden, gedanklichen Kurzschluß, daß es mindestens gleich viele hetero- und homosexuelle »Eltern« geben müsste. Als ob etwas, was nicht wünschenswert ist, sondern allenfalls toleriert werden kann, doch noch wünschenswert wird, sobald es nur genug davon gibt.

Das Recht der Kinder auf ihre eigenen Eltern ist der Preis, den diese schöne neue Welt der Gleichheit kosten darf und kosten soll. Frau Sacksofsky zahlt ihn gern – auf Kosten fremder Wehrloser, deren Mutter sie jedenfalls nicht ist. Gewiß, im strengen Sinn gibt es kein »Recht auf Eltern«, weil auch hier das Schicksal jederzeit dazwischenfunken kann. Im übertragenen Sinn gibt es dieses Recht aber eben doch. Die Erfüllung des natürlichen, menschengemäßen Grundbedürfnisses auf Liebe durch die eigenen Eltern kann zwar, aus welchen Gründen auch immer, beeinträchtigt werden. Aber ein solches Unglück gibt uns nicht das Recht zu einer Kulissenschieberei, bei der die Substanz (eigene Mama, eigener Papa) zur bloßen »Form«-Frage herabgewürdigt und durch beliebige »Inhalte« ersetzt wird. Denn das ist totalitär. Als Stalins Sekretär eines Tages den Namen seiner Frau auf den Todeslisten fand, beruhigte der Chef seinen Mitarbeiter mit den Worten, es werde schon alles gut. Als der Sekretär am Abend nach Hause kam, öffnete eine neue, ihm unbekannte Frau die Tür. Diese Form der Grausamkeit finden wir auch in dem neuen Essay von Frau Sacksofsky, in dem die Frage tunlichst vermieden wird, wie in ihren neuen »Familien«-Formen die beiden leiblichen Elternteile vorkommen, von denen mindestens eins willkürlich durch den gleichgeschlechtlichen »Lebenspartner« ersetzt werden können soll. Was zur Folge hat, daß diese Elternteile von vornherein danach ausgewählt werden, ob sie später Ansprüche auf eine Beziehung zum Kind erheben oder nicht.

Sacksofskys Argumente zielen darauf ab, unveränderliche Naturrechtspositionen abzuräumen, als ob sie spätestens seit den fünfziger Jahren überflüssig wären – seit Kinder, wie alles andere auch, bekanntlich aus der Steckdose kommen. Sie behauptet sogar, der Wertewandel wäre dem Verfassungsrecht als Diskriminierungsverbot »dogmatisch eingeschrieben« und ziele auf »gleiche Anerkennung« in immer neuen Problemfällen ab. Sie verschweigt nur leider, daß dabei die wichtigste Gleichheit unter den Tisch fällt: daß alle Kinder eine eigene Mama und einen eigenen Papa haben, ganz gleich, von wem und aus welchen Gründen sie wie gezeugt wurden. Niemand anderes als Frau Professor selbst macht mit ihrer verrückten Argumentation den Menschen zum bloßen Mittel: die Kinder nämlich, um deren Schicksal sie sich einen Dreck schert und denen man beliebige Lebensumstände aufdrücken kann, die zufällig im Interesse irgendwelcher sexueller Randgruppen liegen. In was für einer Dekadenz leben wir, daß solche Phantasien auf Staatskosten gezüchtet und verbreitet werden dürfen? Daß wir uns unmöglich machen vor dem großen Rest der Welt, der zum Glück nach wie vor anders tickt, und nicht nur in Rußland?

III.

In ihrem erfolgreichen Buch Das Drama des begabten Kindes erklärt die Autorin und Psychoanalytikerin Alice Miller den rapiden Zuwachs von Depressionen in unserer Zeit damit, daß das Leben in mehreren, gleichzeitig existierenden Wertesystemen enorm erschwert wird. Der Halt im eigenen Selbst, und das heißt bei Miller, der lebensnotwendige Zugang zu den eigenen Bedürfnissen und Gefühlen, die Fähigkeit, sie zu artikulieren, wird immer schwieriger. Früher, in abgeschirmten Wertesystemen, half der Zusammenhalt der Gruppe mit. Wenn heute dem Menschen der Halt im eigenen Selbst versagt bleibt, droht die Depression, und das oft lebenslang. Und wo bleibt nach Alice Miller dem Menschen wohl der Zugang zu sich selbst am häufigsten versagt? In narzißtischen Verhältnissen, wo ein Elternteil oder beide vor allem auf sich selbst und ihre eigene Triebbefriedigung bezogen sind und nicht auf das Kind. Wo das Kind von klein auf lernt, seine eigenen Triebe und Bedürfnisse zugunsten der Eltern zurückzustellen, wie zum Beispiel das Bedürfnis nach seinem zweiten Elternteil …

In Zeiten der äußeren und inneren Pluralisierung, der Zunahme globaler Einflüsse und der Vervielfältigung unserer Lebenswelten käme es erst recht darauf an, die daraus entstehenden Zumutungen zu kompensieren. Und zwar durch das beste Mittel, das es gibt. Das ist eine liebevolle Kindheit mit stabilen Beziehungen möglichst zu den eigenen Eltern, die ausreichend Zeit haben, die Bedürfnisse der Kinder vollauf zu befriedigen (in den frühen Jahren sollte das die Mutter tun), so daß das Kind für sein Leben lang »satt« ist und sich derart gestärkt allen kommenden Herausforderungen stellen kann. Anders geht es bekanntlich nicht. Es ist verrückt, diese Notwendigkeit völlig zu ignorieren und ein lebenslang anhaltendes seelisches Massenelend heraufzubeschwören, welches aus dem »Recht auf Anerkennung« neuer, ungleicher »Familien«-Formen folgen würde. Dieses Recht gibt es nicht, denn Anerkennung »gehört zur Selbstdarstellung der anderen«, wie der Rechtsphilosoph Gerd Roellecke betont hat. Und wie man  nicht oft genug wiederholen kann.

Die geforderte »Gleichbehandlung« hat, wie alles, ihren Preis, hier in Form einer dramatischen und verschwiegenen, künstlich erzeugten Ungleichheit. Menschen, die auf eine glückliche Kindheit mit eigenen, nicht narzißtisch auf das gleiche Geschlecht fixierten Eltern zurückblicken können, haben gute Chancen, einigermaßen entspannt auf der Siegerstraße durchs Leben zu fahren. Das weiß und beachtet jeder kluge Personalberater bei seiner Kandidatenauswahl, indem er wie nebenbei den Bewerber nach der Intaktheit seiner Herkunftsfamilie fragt. Die anderen, die schon in den ersten drei Lebensjahren Pech hatten und es nie auf die Siegerstraße schaffen, werden sich künftig bei Leuten wie Frau Professor Sacksofsky bedanken dürfen, die ihren morbiden Gleichheitsterror mindestens solange betreiben würde, bis die Deutschen ausgestorben sind oder nur noch aus seelischen Krüppeln bestehen. Diese biopolitische Grausamkeit, erdacht ausgerechnet von einer Frau, wird uns deshalb so kritiklos präsentiert, weil es sich bei den Opfern ja »nur« um Deutsche handelt, die ihren Anspruch auf Gleichbehandlung mit anderen Völkern dieser Erde bekanntlich verwirkt haben. Vor lauter Eifer merkt Frau Sacksofsky gar nicht, daß wir den Artenschutz, den sie uns verwehren möchte, überhaupt nicht brauchen, besser gesagt, daß man einen Artenschutz für Deutsche nur dann ablehnen kann, wenn man der Meinung ist, irgendjemand hätte die Macht, ihn zu gewähren oder zu verweigern.

Mir persönlich ist diese Sichtweise neu. Ich wüßte nicht, wer eine solche Macht oder ein solches Recht besäße. Vor allem dachte ich immer, daß die Menschenrechte so eine Art Artenschutz wären, die, so verstehe ich Frau Sacksofsky, für uns Deutsche plötzlich nicht mehr zu gelten brauchen. Ich kannte den Artenschutz ganzer Völker bzw. seine Verweigerung bislang nur in der Form, daß zum Beispiel die Nazis den Juden, Polen und wem sonst noch alles den »Artenschutz« absprachen, um den sie niemand gebeten hatte …

Daß Frau Sacksofsky Karriere macht, während sie uns einen Artenschutz abspricht, um den wir sie nicht gebeten haben, verheißt nichts Gutes. Man muß sich nur antifaschistisch und antinationalistisch genug gebärden, damit die Vereinigung mit dem bekämpften Gegenteil sich unbemerkt vollziehen kann – unbemerkt und zugleich vor aller Augen. Auch der Führer war der Meinung, daß unsere Tage zu Recht gezählt seien.

Warum schweigt der Bundespräsident?

Der Kampf gegen Sexismus, Rassismus, Homophobie und Antifeminismus – genauer gesagt, gegen das, was dazu erklärt wird – hat die rote Linie überschritten

Der Mob marschiert nicht mehr, er agitiert. Jeden Tag, fast überall in Deutschland, besonders in den Großstädten. Es ist ein Mob, der durch alle Schichten geht, der von ganz oben bis ganz unten reicht und von »meinungsbildenden« Intellektuellen angeführt wird, die bekanntlich weder Putzfrauen oder Friseurinnen noch LKW-Fahrer oder Waldarbeiter sind. Ein Mob, der von den Medien und von zahlreichen staatlichen bis halbstaatlichen Institutionen motiviert und angefeuert, ja, gewollt und bestellt wird. Dieser Mob agitiert mit ansteigender Aggressivität. Natürlich ist er gegen Pogrome, aber bei näherem Hinsehen ist er nur gegen Pogrome, die nicht in seinem Sinne wirken, denn andere begrüßt er mit erstaunlicher Offenheit. Er ist dafür, daß Leute mit abweichenden Meinungen ausgegrenzt, mundtot gemacht und verfolgt werden, sobald sie dem eigenen ideologischen Vormarsch im Wege stehen. Wenn diese Anderen als Feinde von Frauen, Ausländern, Schwulen, Lesben oder ADHS-Erkrankten identifiziert werden. Obwohl, bei den Ausländern kommt es ein bißchen auf ihre Religion an. Und auf ihre Ideologie. Christen anzugreifen ist nicht so schlimm wie Muslime. Und »rechte« Ausländer verdienen natürlich auch keine Schonung. »Rechte« zu outen, zu diffamieren, ihnen ihre Existenzgrundlage zu entziehen und sie tätlich anzugreifen, ist besser, als es nicht zu tun. Der Mob ist prinzipiell in Pogromstimmung gegen alle Leute, die ihm nicht in den Kram passen. »WTF« (für What the fuck!?), heißt es im Internet, sobald es von den Feinden der eigenen Gesinnung ein neues Lebenszeichen gibt.

Die Bürgerkriegsstimmung, in die sich dieser Mob in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern hineinsteigert, schreit nach einem befriedenden Wort der jeweiligen Staatsoberhäupter, aber auf dieses Wort werden wir nach Lage der Dinge vergeblich warten. Statt dafür zu sorgen, daß die Bürger sich vertragen, statt den täglich eskalierenden Kampf um Abtreibung, Einwanderung, Homosexuellenrechte, Genderismus, Feminismus, künstliche Befruchtung und was da sonst noch alles kommen mag wenigstens zu dämpfen, beteiligen sich auch die obersten Repräsentanten der europäischen Völker am Kampf gegen deren Zukunft. Präsidentengattin Wulff brachte pressewirksam vorpubertäre Schulkinder mit Dildos in Kontakt, und Bundespräsident Gauck boykottiert jetzt die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Warum? Vermutlich, weil Rußland es wagt, anders zu sein als Deutschland. Weil die ganze Welt so werden soll wie Westeuropa und Nordamerika – mit sinkenden Geburtenraten, mit sozialer Atomisierung, mit Dekadenz und Verblödung, mit religiöser Taubstummheit, mit ultrasozialistischem Regelungswahn und sinnlos explodierendem Konsum auf Pump. Rußland schließt eine lächerliche Gesetzeslücke im Kampf gegen jugendgefährdende Pornographie entsprechend den auch im Westen üblichen Altersgrenzen und verhindert neben der heterosexuellen auch die homosexuelle Pornographie für bestimmte Altersgruppen zu bestimmten Tageszeiten. Und was tut der fortschrittliche Westen? Er schreit auf gegen »Homophobie« und beschimpft »Zar Putin«, der sich nicht mit dem zum »Wandel« umgelogenen demographischen Niedergang abfinden will, als den finstersten Reaktionär aller Zeiten. Der Westen kann nicht einmal zwischen Homosexualität und Homosexuellen unterscheiden, zwanghaft muß er aber die zartesten Bedenken gegen die Sache selbst in einen Angriff auf die von ihr betroffenen Personen umdeuten. Und den Rest der Welt glaubt diese dumme Meute, die unsere eigene ist, eines Besseren belehren zu müssen.

Die EU zahlt 6.000 Euro Prämie für einen einzigen integrierten Flüchtling. Für europäische Kinder zahlt sie natürlich keine 6.000 Euro. Die wenigen Kinder, die in Zeiten der Pille überhaupt noch geboren werden könnten, versucht sie vielmehr mit einem »Menschenrecht auf Abtreibung«, mit frühkindlicher Sexualerziehung (s.o.), vor allem aber mit einer flächendeckenden Propaganda für Promiskuität und Homosexualität (siehe »Estrela-Bericht«) zu verhindern. Das Geschrei, daß es in den Medien gäbe, wenn etwa 6.000 Euro für jedes neugeborene deutsche, spanische oder französische Kind gezahlt würden, wovon wir natürlich nur träumen können, kann sich inzwischen jeder vorstellen, der noch weiß, daß eine Familie aus Mama, Papa, Kind besteht und daß sie etwas Schönes ist trotz mancher Ausreißer, die bekanntlich überall vorkommen, wo es noch richtige Menschen gibt und nicht nur Maschinen, Fachidioten und größenwahnsinnige Weltverbesserer wie die frühere Ministerin Zypries, die allen Ernstes glaubt, daß der säkulare Staat kein Schicksal mehr kenne. Viel eher könnte sie glauben, daß die Welt eine Scheibe ist, denn das würde wenigstens einer gewissen Anschauung entsprechen, während ihre narzißtische Anmaßung, mit einer Handvoll Erfindungen und Gesetzesmaßnahmen das Schicksal ausknipsen zu können, jeglicher Anbindung ans wirkliche menschliche Leben auch in der Spätmoderne vollständig entbehrt.

Wenn Jürgen Elsässer in Leipzig eine Konferenz abhält, die den Titel trägt »Für die Zukunft der Familie! Werden Europas Völker abgeschafft?«, dann wird den angekündigten Podiumsgästen Peter Scholl-Latour und Eva Herman von den Gegnern dieser Veranstaltung so lange eingeheizt, bis sie ihre Teilnahme absagen. Die Gegendemonstranten versuchten mit Parolen wie »Eure Familie kotzt uns an« die Halle zu stürmen und trommelten gegen deren Metallwände, ohne daß die Polizei sie daran gehindert hätte. Die russische Rednerin Jelena Misulina, die auf ihrem Weg zur Veranstaltung von den Demonstranten sogar getreten wurde, stellte nüchtern fest, daß diese intoleranten, aggressiven und gut organisierten Leute nicht mehr die schwachen Schwulenvertreter von früher seien und man sie deshalb auch nicht mehr in Schutz nehmen müsse. Der Schwulenaktivist Wanja Kilber stürmte später in der Halle auf die Bühne und warf Misulina vor, das Blut von homosexuellen oder transsexuellen Jugendlichen, die angeblich getötet wurden oder Selbstmord begingen, an ihren Händen zu haben. Damit ist klar, auf welche Ebene die Gegendemonstranten die Auseinandersetzung heben wollen. Es geht ihnen um Blut, um Leben und Tod. Thilo Sarrazins Wohnhaus wurde mit Farbbeuteln beworfen, weil er sich nicht hatte einschüchtern und von seinem Auftritt in Leipzig nicht hatte abbringen lassen, und der Berliner Tagesspiegel kommentierte den Angriff auf das Haus des verdienstvollen früheren Senators im Hinblick auf seine Teilnahme an der »homophoben« Veranstaltung mit unverhohlenem Verständnis, als ob die Beschädigung seines Hauses nicht nur erlaubt, sondern geradezu geboten wäre.

Mit dieser Haltung ist der Tagesspiegel nicht allein. Die Gewalt, gegen die man täglich predigt, wird zugleich sehnlich erwartet, wenn sie sich denn nur gegen Deutsche und nicht gegen Ausländer richtet. Die neuen Barbaren sind nicht etwa jene aggressiven »Menschen mit Migrationshintergrund«, denen die Zivilgesellschaft deutschfeindliche Freifahrtscheine ausgestellt hat, sondern jene, die uns, die eigenen Leute, ans Messer liefern und jeden Verteidigungsimpuls als »rechts« zu verunglimpfen und im Keim zu ersticken versuchen. Wenn unsere öffentlich wirkenden Intellektuellen über die von ihnen lizensierten Angreifer  schreiben, »sie sind jung, mutig, mobil, hungrig, risikobereit, initiativ«, wie es ebenfalls im Tagesspiegel über Jugendbanden hieß, die in den Berliner U-Bahnen über wehrlose Einzelpersonen herfallen, und dann fortfahren: »Solche Menschen braucht das Land […]. Lieber ein paar junge, ausländische Intensivtäter als ein Heer von alten, intensiv passiven Eingeborenen«, dann sind unsere scharfrichterlich ambitionieten Medienintellektuellen, die sich vor lauter sadomasochistischen Zerstörungsfantasien nicht mehr einkriegen, solange sie ihnen nicht persönlich erliegen müssen, dann sind diese Medienleute und nicht unsere verirrten und zur Lynchjustiz herzlich eingeladenen jungen »Menschen mit Migrationshintergrund« die neuen Barbaren.

Der Mord von Kirchweyhe wurde, das ist in solchen Fällen längst üblich, mit einem noch intensiveren »Kampf gegen rechts« beantwortet, und damit waren die Täter von vornherein entschuldigt. Logisch, daß wir unsere Gerichte nicht zur Bestrafung von Morden an Deutschen brauchen, die von Geburt rechts sind es nicht besser verdient haben. Diese Deutschen sind aber seltsamerweise immer nur die anderen. Noch hat kein Deutscher mit dem Finger auf sich selbst gezeigt, jedenfalls, keiner, der sich in diesen Fragen Autorität anmaßt und irgendwas mit Medien macht. Eine Frankfurter Juristin namens Ute Sacksofsky phantasierte jüngst in einem unserer einst vornehmsten Organe, in der Zeitschrift Merkur, darüber, daß das Aussterben der Deutschen ja gar nicht so schlimm wäre, weil dann ihr Territorium anderen überlassen oder der Natur zurückgegeben werden könnte. Der deutsche Staat dürfe im Rahmen seines »Neutralitätsgebotes« keine positive Bevölkerungspolitik betreiben. Der Beitrag von Frau Professor strotzte nur so vor Neid auf die schmalen finanziellen Vergünstigungen, die andere Leute für ihre Kinder bekommen. Die Autorin hat selbst offenbar keine und kann daher die Deutschen umso hemmungsloser in die Tonne treten, diese seltsamen Menschen dritter Klasse, die nach zwei Weltkriegen ärgerlicherweise immer noch nicht von der Bildfläche verschwunden sind, aber von jetzt an ganz Europa finanzieren sollen.

So, nun haben wir den notwendigen Rahmen abgesteckt, der uns hilft, das Folgende besser einzuordnen. An der Ruhr-Universität Bochum sprengen linksradikale Studenten in Weihnachtsmannkostümen eine juristische Vorlesung, um einen »rechten« Studenten zu outen, und schlagen in dem dabei entstehenden Tumult dem Professor ins Gesicht, der sie des Saales verweisen will. Eine Webseite wie »Macker Massaker« darf ohne jede staatliche Gegenmaßnahme erstens ihren zu brutaler Gewalt aufrufenden Namen tragen und zweitens wie im vergangenen Jahr in Düsseldorf die Parole »Männerkongreß unmöglich machen« ausgeben, so daß Kriminalpolizei und Staatsschutz die Veranstalter desselben vor gewaltsamen Übergriffen warnten, und das alles, weil auf diesem Kongreß Gerhard Amendt sprechen sollte, der ehemalige Leiter des Instituts für Geschlechter- und Generationenforschung an der Universität Bremen, der jüdischer Abstammung ist. Amendt, ein untadeliger und international angesehener Wissenschaftler, Autor der Edition Sonderwege, unterscheidet nicht nur zwischen Frauenwohl und Feminismus, sondern auch  zwischen Frauenwohl und Frauenquote, aber das allein macht ihn für die an deutschen Universitäten tonangebenden Radikalfeministen zum Objekt ihres so sinnlosen wie kostenintensiven Vernichtungsfeldzuges. Die Universität Düsseldorf ließ sich ausnahmsweise nicht einschüchtern. Anders ging die Universität Trier im Jahre 2011 mit dem israelischen Militärhistoriker Martin van Creveld, ebenfalls ein Jude, um. Auf Druck von mehr als einem Dutzend studentischer Hochschulgruppen wurde er als Visiting Fellow des Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrums entlassen, nachdem seine Thesen in einem Protestbrief als »frauenfeindlich, militaristisch, latent antiisraelisch, nicht zuletzt vulgärwissenschaftlich und methodisch primitiv« gebrandmarkt worden waren.

Dieses unsägliche Spiel, das der Freiheit von Forschung und Wissenschaft ebenso hohnspricht wie der besonderen Pietät, die wir uns dem jüdischen Volk gegenüber angeblich angewöhnt haben, wiederholte sich jüngst an der Technischen Universität Berlin. Die Fachschaft der TU hatte in Zusammenarbeit mit der Fakultät Wirtschaft und Management eine Veranstaltung mit Kurzvorträgen und Podiumsdiskussion zum Thema »Zwischen Gleichberechtigung und Gleichmacherei – brauchen wir eine gesetzliche Frauenquote?« anberaumt. Eingeladen waren Thomas Sattelberger, ehemaliger Vorstand der Deutschen Telekom, Erik Marquardt, Mitglied der Kuratoriums der TU Berlin, Florian Schilling, Partner bei Board Consultants International, und Johannes Schneider, Tagesspiegel-Redakteur. Mit Gerhard Amendt und Bernhard Lassahn waren darüber hinaus zwei Autoren der Edition Sonderwege angekündigt. Lassahn ist ein durch und durch freundlicher Mann, dem irgendwann, nachdem er Vater geworden war, auffiel, daß beim Umgang unserer Gesellschaft mit Kindern und Familie mehr schiefläuft, als er für möglich gehalten hätte. Lassahn kritisiert im Interesse der Institution Familie den offenen Krieg zwischen Mann und Frau, den nicht etwa die Männer vom Zaun gebrochen haben, sondern radikalfeministische Frauen mit beliebig starker Unterstützung von interessierter Seite.

Der »Blog der Marxistisch-Luhmannistischen Bildungsbrigade« aber schrieb, da sei mit dem angekündigten Podiumsgespräch an der TU Berlin »eine unglaubliche kackscheiße im anrollen«, gegen die man rechtzeitig mobilisieren müsse, damit diese »antifeministen und maskulisten übelster sorte« gar nicht erst zu Wort kommen: »die moderation übernimmt ein blassierter [!] typ mit wichtig klingendem namen.« Aufgefordert wurde zum Vorbeikommen und Pöbeln. Kreativ sollte der Protest abgehen, gern auch unter Einfluß alkoholischer Lockerungsmittel. Das ist das Niveau, das heute ausreicht, um eine Hochschulveranstaltung zu sprengen, deren Initiatoren nach der klaren Ansage kleinlaut den Rückzug antraten. Kleinlaut gegenüber den pöbelnden Kommilitonen, soweit die überhaupt studieren, und aufrecht-entschieden natürlich nur gegenüber ihrem Gast Gerhard Amendt, den sie kurzerhand ausluden.

Die wegen Amendts Einladung angefeindete Fachschaft übte sich auf Facebook in der gewünschten Selbstgeißelung. »Was haben wir falsch gemacht?«, heißt es dort. »Wir bedanken uns für die Kritik und haben daraus gelernt. […] Dass viele Menschen die Einladung eines solchen Herrn als Beleidigung aufnehmen könnten, war uns nicht bewusst. Dort haben Weitsicht und Feingefühl unsererseits gefehlt. Darüber haben wir noch einmal viel diskutiert und unseren Ansatz überdacht. Wir sehen ein, dass es falsch war, einem Redner mit solch radikalen Einstellungen eine Bühne zu bieten, und haben Prof. Amendt daher ausgeladen.« Amendt schrieb seinerseits an die Fachschaft folgenden Brief, den er auch dem Präsidenten der TU zur Kenntnis gab:

»Meine Ausladung […] ist als respektvoller Versuch angelegt, mein Einverständnis dafür zu erlangen, dass meine Grundrechte auf freie Meinungsäußerung und Wissenschaftsfreiheit  suspendiert wurden. Allerdings steht es nicht meinem Belieben, so etwas hinzunehmen, so wenig es in Ihrem steht, sich dem inneruniversitären Druck, den anonymen Drohungen aus dem Internet wie Teilen der Berliner Szene zu unterwerfen, die Beschneidung von Freiheitsrechten immer dann fordern, wenn Geschlechterbeziehungen jenseits von Platituden und Feindbildern erörtert werden sollen.

Bedauerlicherweise beugt sich auch die Leitung der TU diesem Druck, statt dem Verhalten des Rektorats der Heinrich-Heine-Universität von 2008 und 2010 zu folgen, der unerschrocken zweimal Randalierwillige und Diskussionsverweigerer  mit ordnungsrechtlichen Maßnahmen in die Schranken des Rechtsstaates verwiesen hat. Und es dürfte abermals die Berliner Gleichstellungsbürokratie sein, die diesmal ein Drohszenarium vor Ort ausgebreitet hat. Nochmals: Weder darf ich Ihnen die Verletzung meiner Grundrechte  nachsehen, noch haben Sie oder die Universität ein Recht, solche Verletzungen hinzunehmen.

Außerdem ist nicht nachvollziehbar, warum meine Quotenkritik zurückgewiesen wird. Kritisiere ich doch, dass die Quote Frauen ausnahmslos neuerlich dem traditionsreichen Verdacht aussetzt, dass sie es außerhalb der Familie allein nicht schaffen, sondern ein fördernder Ehemann oder staatliche Hilfe vonnöten seien, damit sie es schaffen. Das habe ich in einer kleinen Schrift unter dem Titel: Frauenquoten-Quotenfrauen. Einem geschenkten Gaul …  dargestellt. Wahrscheinlich hat keiner der Kritiker das gelesen. Und entgangen scheint diesen ebenso, dass in Wien Medizinstudentinnen sich bereits gegen staatliche Bevorzugung wehren, weil sie keine Frau Dr. med. quote von Staats wegen werden wollten.

Mehr als das scheinen die diskussionsunwilligen Gegner mir aber nachzutragen, dass ich 2009 mich gegen Frauenhäuser aussprach. Allerdings unterschlagen sie, dass ich stattdessen für Zentren für Familien mit Gewaltproblemen plädiert habe, die allen Familienmitgliedern professionelle Hilfe jenseits von politischen Ideologien leisten. Wer auf Feindbilder verzichten und sich mit meinen Analysen der Geschlechterverhältnisse auseinandersetzen will, dem empfehle ich Von Höllenhunden und Himmelswesen (November 2013). Es ist ein Plädoyer für eine neue Geschlechterdebatte, die auf Diskussion beruht und fremde Meinungen ertragen kann. Für den Abschied von Klischees über Gewalt in Geschlechterbeziehungen eignet sich auch das 2014 erscheinende aus dem Englischen übersetzte Handbuch über Familiäre Gewalt und Interventionen.

Völlig unverständlich ist mir, wie angehende Akademiker sich von ›Meinungen‹ beleidigt fühlen können. Die Universität beruht gerade darauf, dass selbstverständlich Erscheinendes auf unhinterfragte Voraussetzungen reflektiert wird. Wer das nicht als privilegierte Chance für neue Erfahrungen erlebt, sondern sich davon beleidigt fühlt, der verkennt das Wesen der kritischen Analyse. Der sollte die Universität verlassen, denn anders wird er seine festgefahrenen Ansichten vor dem Einbruch fremder Perspektiven nicht schützen können.

Sie hoffen in Ihrer Email, dass ich ›ihre Lage nachvollziehen‹ kann. Gewiss, aber ich messe Sie an ihrem politischen Verhalten. So mutig Ihr Unterfangen anfangs war, so haben Sie vergessen, dass Grundrechte wieder im Alltag auch kämpferisch bestätigt werden müssen.

Bitte veranlassen Sie, dass innerhalb der TU und den sozialen Netzwerken, sowie Personen und Organisationen dieses Schreiben zur Verfügung steht. Selbstverständlich werde auch ich diesen außergewöhnlichen Vorgang der Öffentlichkeit und der Presse in geeigneter Weise zur Kenntnis bringen. Ebenso bitte ich Sie, mein Schreiben den verbliebenen Podiumsmitgliedern umgehend zur Verfügung zu stellen. Denn wahrscheinlich wollen weder der Schriftsteller, Bernhard Lassahn, der Redakteur des Tagesspiegel, Johannes Schneider,  Dr. F. Schilling, Partner bei Board Consultants International, noch Thomas Sattelberger, ehemaliger Vorstand Deutsche Telekom, an einem durch Zensur ausgedünnten Panel sich beteiligen.

Es ist bedrückendes Symptom, dass alle Welt dieser Tage über die Frauenquote spricht, dass aber ausgerechnet an der TU Berlin, Genderforscher und Frauenbeauftragte eine von Studenten initiierte Debatte abwürgen, ohne dass die Universität sich geschlossen gegen die Verletzung der Wissenschafts- und Meinungsfreiheit stellt?
Mit besten Grüßen – Prof. Dr. Gerhard Amendt«

Herr Marquardt vom Kuratorium sagte ab, weil Amendt ein »übermäßiges Geltungsbedürfnis […] auf dem Rücken der Opfer von Rassismus, Sexismus und häuslicher Gewalt« auslebe. Als Amendt ausgeladen war, wandte sich der Mob gegen Bernhard Lassahn, der angeblich den Frauen ihr Selbstbestimmungsrecht abspräche – ein frei erfundener Vorwurf. Lassahn sagte aus Protest gegen die Behandlung von Amendt ab. Die Veranstaltung fand nicht statt. Es gibt viele ernstzunehmende Leute, die längst gemerkt haben, was los ist, so zum Beispiel den Bischof von Chur, der dieser Tage sagte: »Mit großer Sorge sieht die Kirche, dass in öffentlichen Diskussionen und in den Medien mehr und mehr nur noch die Argumente des Genderismus toleriert werden. Wer anders denkt, wird gesellschaftlich ausgegrenzt und muss mit juristischen Sanktionen rechnen. Auf diese Weise werden die Grundrechte des Menschen bezüglich Religion und freier Meinungsäußerung zunehmend beschnitten.«

Aus dem Schloß Bellevue aber dringt kein Mucks. Der Bundespräsident, zu dessen vornehmsten Aufgaben es gehört, dafür zu sorgen, daß, wenn schon nicht die Deutschen, dann wenigstens die »Menschen in Deutschland« ein Wohlergehen haben, daß sie sich schlicht und einfach vertragen und ihr Grundrecht auf freie Meinungsäußerung uneingeschränkt ausüben können, dieser Bundespräsident schweigt, obwohl es längst um unsere Existenz geht, um Kinder, Familien und Zukunft. Das Schweigen des Bundespräsidenten läßt nichts Gutes ahnen.

Hl. Augustin und der Feminismus – Werkstattbericht Nr. 3

130409 Porträtfoto LASSAHNDie Produktion des ersten Bandes unserer Trilogie Frau ohne Welt, über die ich bereits hier und hier berichtet habe, steht kurz vor dem Abschluss. Heute haben der Autor (der bekannte Schriftsteller und Liedermacher Bernhard Lassahn, siehe links) und ich zwei Zitate für die vordere Umschlagklappe ausgewählt. Das erste Zitat stand bereits seit längerem fest. Und zwar deshalb, weil es die Bedeutung des Titels auf die denkbar kürzeste und amüsanteste Weise erläutert. Bei diesem Zitat handelt es sich um einen Witz, und der geht so: Er: »Schatz, wollen wir nicht eine Weltreise machen?« / Sie: »Ach nein, ich möchte lieber woanders hin.« Um es vorweg zu sagen: Dieser Witz ist nicht etwa »frauenfeindlich«, sondern männermelancholisch. Es ist ein Witz über die Melancholie des Mannes, der die Frau nicht mehr erreicht. Mit gar nichts. Nicht einmal damit, dass er ihr die ganze Welt zu Füßen legt.

Als Lassahn und ich über dieses Zitat sprachen, fiel mir ein, dass ich doch gestern Abend endlich meine Lektüre der Confessiones Augustins fortgesetzt und dort einen Gedanken wiedergefunden hatte, den ich von Robert Spaemann kenne. Beide Zitate, fanden Lassahn und ich, sagen uns zusammen noch sehr viel mehr als sie uns einzeln sagen. Ich zitiere den ganzen Passus (III. Buch, 7,12), und ich hebe den entscheidenden Satz Augustins durch Fettung hervor:

130409+COVER+Frau+ohne+Welt+I+klein»Denn von etwas anderem, das wirklich seiend wäre, wußte ich nicht. Und eine spitze Geistelei verführte mich, den albernen Betrügern beizufallen, wenn ich gefragt wurde: Woher das Übel?; ob denn Gott wie Körper gestaltlich umschrieben werde?; ob er Haare und Nägel habe?; ob auch die für Gerechte gelten könnten, die in Vielweiberei lebten, Menschen töteten und Tieropfer darbrachten? Unkundig des Sachverhalts, ließ ich mich verblüffen, und während ich abkam von der Wahrheit, glaubte ich ihr entgegenzuwandeln. Denn ich wußte nicht, daß das Übel weiter nichts ist als Ausfall an Gut, der schließlich bis zum Nichtsein führt. Wie auch hätte ich das einsehen sollen, wo doch mein Sehen mit den Augen nur bis zu Körpern, mein Sehen mit dem Geiste nur bis zu Einbildungen reichte?«

Der Feminismus ist Fehlen des Guten, und er führt »schließlich bis zum Nichtsein«, insbesondere zum Nichtsein von Kindern, zum Nichtsein von menschlichem Leben. Da die Kritik am Feminismus aber nicht frauenfeindlich ist (was uns die meisten Medien nichtsdestotrotz einzureden versuchen), habe ich mich in einem ebenfalls heute entstandenen Anzeigentext für Lassahns Buch direkt an die Frauen gewandt, indem ich für die liebevolle Verbindung von Frauen und Männern, also gegen ihre konkurrenzsüchtige Trennung plädiert habe:

»Männer wacht auf! Frauen, wacht auf! Eine tiefe Unversöhnlichkeit ist zwischen die Geschlechter gekommen. Der Feminismus ist der Feind der Liebe und der Feind der Familie. Er nimmt den Männern die Frauen und die Kinder weg. Er nimmt den Frauen die Welt weg, in der allein sie blühen können.

Der Feminismus macht die Männer schlecht. Erst in der Sprache, dann in der Wirklichkeit – als ginge es auch ohne sie. Ist das gut? Nein! Feminismus ist Apartheid. Feminismus ist ein totalitärer Umbau der Normalität. Feminismus ist ein Krieg, der verleugnet wird.

Wer an den Feminismus glaubt, wird unglücklich. Frauen dürfen abtreiben und sich scheiden lassen. Männer dürfen zahlen. Oder der Staat zahlt, den auch die Männer bezahlen. Was haben Frauen und Männer davon? Nichts! Der Mann wird einsam, und die Frau wird zur ›Frau ohne Welt‹.

Bernhard Lassahn beschreibt all das heiter, gelassen, traurig, amüsiert und scharfsinnig. Lassahn sagt: ›Es gibt ein Leben nach dem Feminismus. Und dieses Leben beginnt mit der Liebe. Denn mit der Liebe beginnt die Zukunft.‹«

Ich füge hinzu: Und das Gute!

Schlappe Schleife. Die neue Bildmarke von McFit

Die Firma McFit hat ein Problem. Das zeigt die neue Bildmarke, die sich McFit zugelegt hat.
Sie verrät uns mehr, als dem Unternehmen lieb sein dürfte.

McFit betreibt mit über 170 Sportstudios und über einer Million Mitgliedern die größte Sportstudiokette Europas. Eine Million zahlender Mitglieder – das ist viel. Ich muss bei dieser Größenordnung an den Deutschen Flottenverein denken, hinter dem eine ganze Volksbewegung stand. Auch McFit hat eine Affinität zu Volksbewegungen: Leibesübungen für alle und rund um die Uhr. Sport ohne Wellness, für knapp zwanzig Euro im Monat. Duschen kostet extra. Das ist ein klares, minimalistisches Konzept. Die Aufbaujahre waren trotzdem hart. McFit ist mit viel Arbeit und Diskretion großgeworden. Als es geschafft war, wollte sich Unternehmensgründer Rainer Schaller mit einem Ausflug in den neuen Geschäftszweig Massentrance belohnen.

Dieser Ausflug, der mit dem Kauf der Markenrechte an der Loveparade begann, endete im Jahre 2010 mit der Katastrophe von Duisburg. Auch für Schaller war das sicher ein schwer zu verkraftender Schicksalsschlag. Seitdem ist sein Gesicht aus der Unternehmenswerbung verschwunden. Bis heute wird aber noch der letzte Winkel eines Studios mehr oder weniger laut beschallt. Und  dann die Videos. Mitschnitte von selbstmörderischen Luftübungen im Hochgebirge oder direkt unter den Wolken flimmern Tag und Nacht als Endlosschleifen über alle Bildschirme.

Die Unternehmensführung verbindet ganz selbstverständlich sportliche Betätigung mit optisch-akustischer Gehirnwäsche. Und nun die neue Bildmarke. Um zu zeigen, in welcher Liga McFit mitspielen könnte, sei hier an bekannte Signets wie die Muschel des Ölkonzerns Shell oder den eleganten Kranich der Lufthansa erinnert (wobei »Lufthansa« im Unterschied zu »McFit« auch ein sehr schöner Name ist; Luft-Hansa und nicht Luf-thansa). Was hat sich McFit ausgedacht? Eine breite, gelbe Schleife auf anthrazitfarbenem Grund. Ich dacht‘, ich seh‘ nicht recht.

In der Außenwerbung wirkt dieses Schleifchen auf den großen, grauen Fläche sehr verloren. Zweitens erinnert es an die rote Aids-Schleife. Auch das Dienstabzeichen eines Hauptfeldwebels der Bundeswehr mag sich von ferne zu erkennnen geben. Im Unterschied zu diesen beiden Zeichen wurde die McFit-Schleife um einhundertachtzig Grad gedreht. Darüber hinaus ist der rechte Bandzipfel deutlich länger geraten als der linke, aber keiner von beiden zeigt nach oben. Vielmehr wurden beide Enden nach unten abgeknickt. Aufmerksame Leser dieses Logbuchs werden wissen, dass ich Richtungsweisungen für sehr bedeutsam halte. Der Pfeilcharakter des ziemlich lang und breit geratenen rechten Bandendes dominiert die neue Bildmarke sogar.

130313 mcfit logoMcFit? Die haben doch dieses Kreuz mit zwei Pfeilen. Mit einem großen Pfeil nach rechts unten. Ungefähr Südsüdost. Rechts! Wie konnte das passieren? Ich war entsetzt, aber nicht von dem »rechten« Pfeil und auch nicht von dem zu befürchtenden Missbrauch durch allerletzte Pfeilkreuzler, sondern von der Leere des Ganzen. Der Schleife fehlt jede einladende, anspornende oder aufbauende Geste. Sie hat überhaupt keinen Bezug zur Sache. Dieses dämliche Schleifchen wäre für einen Bleistift eine Beleidigung gewesen, und für einen Teebeutel erst recht. Das muss Absicht sein, dachte ich spontan.

130313 AnhängerSo war’s auch. Die freundliche Trainerin erklärte mir: Soweit sie wisse, habe man ein Logo schaffen wollen, das den Betrachter so wie wenig wie möglich einenge oder festlege. Ein Logo, bei dem jeder sich denken könne, was er wolle. Aha. Ich hätte mit Bleistift und Teebeutel vollkommen richtig gelegen. Alles wäre richtig gewesen. McFit, dachte ich, will also niemanden diskriminieren. Und weil McFit niemanden diskriminieren will, dürfen nicht einmal mehr bewegungslustige Kunden als bewegungslustige Kunden angesprochen werden. Das ist aber noch nicht alles.

130313 PfeilkreuzlerWie lautet die Standardantwort auf eine beliebige Beschwerde gegenüber einer beliebigen Kassiererin? »Dafür kann ich nichts.« – Nee, ist schon klar, so war’s ja auch nicht gemeint. Nun auch McFit. McFit ist jetzt auch mal weg. Das sagt die neue Bildmarke. Ihre Aufgabe ist es gerade nicht, bereits gewonnene Kunden anzusprechen, geschweige denn potentielle Kunden zu umwerben und zur Mitgliedschaft zu überreden. Ihre Aufgabe ist es, nicht anzusprechen und nicht zu werben. Ihre Aufgabe ist die Verweigerung von Kontakt, Gespräch und Beziehung. Zur neuen Bildmarke gibt es eine Instagramm-Kampagne unter dem Namen #DERWILLEINDIR mit Sprüchen wie: »Werde Teil von etwas Großem: Dir selbst«. McFit macht Fortbildung in Sachen Narzissmus und gibt den Spiegel gratis. Man kann jederzeit trainieren, aber die Firma hat nichts damit zu tun. Sie macht ein absichtsloses Gesicht, das da sagt: Heute gibt’s ich weiß nicht was und morgen noch viel weniger. Werde Teil von etwas Großem und koch Dir Deine Suppe selber. McFit ist keine Suppenküche, aber das ist kein Grund, das eigene Angebot symbolisch zu sabotieren. Wenn das passiert, stimmt irgendetwas nicht.

Jede bestimmte Ansprache würde eine bestimmte andere Ansprache ausschließen. Jede Ansprache würde einen Unterschied machen. Sie würde diskriminieren. Aber auch eine Aussage, die mit Aussageverweigerung einhergeht, bleibt zwangsläufig eine Aussage. In diesem Fall wurden zwei Spitzen, die nach oben hätten zeigen können, umgebogen. Oder sie hingen von vornherein dumm in der Gegend herum, weil etwas Besseres als eine schlappe Schleife oder ein Stück Designerblech gerade nicht zur Hand war. Die Mitteilung sollte schwächen, nicht stärken. Der Betrachter sollte sich weder ermutigt noch angespornt fühlen. Die Mitteilung heißt Demütigung und Depotenzierung, Unsportlichkeit und Unmännlichkeit. Männlichkeit wäre Diskriminierung von Frauen. Das geht natürlich nicht, also muss das Bandende runterhängen. Aber warum musste es überhaupt ein Bandende sein? Ein dunkler Durchblick in der Mitte wurde doch auch peinlichst vermieden.

Mein Blick wandert zu den Sprüchen der Instagramm-Kampagne weiter. Dort sehe ich eine weiße Schrift auf ebenfalls anthrazitfarbenem Grund. Mich erinnert helle Schrift auf dunklem Grund an Grabplatten. Das ist keine schöne Assoziation, aber oft die richtige. Bei Wikipedia gibt es von Rainer Schaller ein Foto, das ihn mit schwarzem Hemd und schwarzem Sakko zeigt. Schwarze Hemden wecken bei mir ähnliche Assoziationen wie invertierte Schriften. Schwarze Hemden können ansonsten auf Priestertum und auch auf Faschismus verweisen. Viele Leute, die schwarze Kleider tragen, zeigen einfach Trauer. Dass sie trauern und worum sie trauern, wissen sie oft selbst nicht.

Ich fasse zusammen: McFits Ansprache an eine Million Mitglieder besteht (neben gewiss vielen praktischen Tipps und freundlichen Trainern) aus Trauerkleidung, Grabsteinschrift, Inklusion der Kunden in sich selbst, aus Dauerfilmen mit selbstmörderischen Leibesübungen und allem voran aus einer kontaktverweigernden Bildmarke, die irgendeine diffuse, den Betrachter depotenzierende Auskunft erteilt. Die ihn in die Wüste schickt. Das maßgebliche Motiv war Antidiskriminierung. Herausgekommen ist eine Verleugnung der eigenen Kundschaft. Das maßgebliche Motiv war ferner Anpassung an den Zeitgeist. Herausgekommen ist ein »rechtes« Symbol.

Psychologisch gesprochen wird die eigene Kundschaft mit der neuen Bildmarke aus dem Blick genommen. Sie wird weggeschoben, sie wird ver-rückt. Deshalb ist es nicht übertrieben, die Verleugnung der eigenen Kundschaft als verrückt zu bezeichnen. Wir haben es mit einem Sprecher zu tun, der sich sein Gegenüber einfach wegdenkt. Das ist kein Einzelfall einer Krankheit, sondern ein Einzelfall ihrer epidemischen Ausbreitung. Diese Krankheit heißt Zeitgeist. Sie wird gewollt, und zwar bei vollem Bewusstsein.

Auch auf einem Plakat der Berliner AOK mit dem Motto »Wir sollen Sie so, wie Sie sind« guckt die Mehrzahl der sehr intim zusammenstehenden Personen, von denen man nicht weiß, ob sie einander Freunde, Familie oder Liebhaber sind, fest aneinander vorbei. Will die AOK, dass wir aneinander vorbeigucken? Es gibt ja auch Leute, die krank werden wollen. Es gibt Leute, die sich gern künstliche Probleme machen, und es gibt Leute, die den Mund nicht aufkriegen, wenn sie in der U-Bahn zuwenig Platz haben. McFit opfert dem Zeitgeist mit vorauseilendem Gehorsam seine Kundschaft. Und genau das sagt ihr die Firma etwas wehmütig, aber ziemlich offen ins Gesicht: »Seid, wie Ihr seid. Aber ob wir Euch dann noch wollen dürfen, wissen wir zur Zeit nicht so genau.«

Totalitarismus im Hosenanzug

Carl Schmitt und Ernst Forsthoff lassen grüßen: Feminismus und Frauenquote höhlen systematisch das Privatrecht aus. Noch scheint eine Quote, die zur »Homo-Ehe« nötigt, ausgeschlossen zu sein. Sie ist in der gegenwärtigen Politik aber schon angelegt.

Ein Gastbeitrag von Timotheus Kiesow

Der totale Staat trägt Uniform, Stiefel und marschiert im Gleichschritt durch die Straßen, jedenfalls in unserer Vorstellung. Er kann aber auch anders, auf hohen Absätzen daherkommen, im Hosenanzug, mit einem rosaroten Seidenschal. Dann sieht sein Werkzeug zwar freundlicher aus als eine Luger oder eine Kalaschnikow, eher wie eine Nagelfeile.

Im Prinzip stellt er aber das Gleiche damit an. Der totale Staat zerstört die Grenze zwischen der öffentlichen und der privaten Sphäre, die wichtigste Grenze in der abendländischen Zivilisation. So handhabt er auch die Frauenquote, er überträgt die Gleichbehandlung der Geschlechter, einen öffentlich-rechtlichen Grundsatz, auf private Rechtsverhältnisse. Damit stellt er die Vertragsfreiheit in Frage und untergräbt er die Privatautonomie.

Schon als der totale Staat gegen Ende der Weimarer Republik zum Thema der politischen Debatte wurde, ging es nicht um sichtbare Gewaltausübung oder Verfolgung. Es ging um Finanzausgleich, öffentliche Wohlfahrt und andere Überdehnungen der staatlichen Macht, die aus der totalen Mobilmachung im Krieg übernommen worden waren. Der Staatsrechtler Carl Schmitt schrieb 1931 über die »Wendung zum totalen Staat«, die Unterscheidung zwischen Staat und Gesellschaft gelte nicht mehr für das 20. Jahrhundert. Er schrieb es damals durchaus noch bedauernd, denn er wollte dem Staat eine eigene Sphäre des Politischen sichern.

Zur Jahreswende 1933 lobte Schmitt den »stato totalitario« des Faschismus dafür, dass er sich seine Macht nicht »unter irgendwelchen Stichworten, Liberalismus, Rechtsstaat, oder wie man es nennen will«, vermiesen lasse: »Ein solcher Staat kann Freund und Feind unterscheiden.« Wie gut er das konnte, sollte die weitere Entwicklung zeigen. Mit seiner Feinderklärung machte der Staat auch vor dem Privaten nicht mehr Halt, vor Käufer und Verkäufer nicht, nicht vor Arbeitnehmer und Arbeitgeber, ja, nicht einmal vor Gatte und Gattin.

Noch im selben Jahr 1933 spann der Verwaltungsrechtler Ernst Forsthoff die Anregungen seines Lehrers zur Skizze Der totale Staat weiter. Damit wollte er dem Nationalsozialismus die Grundzüge einer Verwaltungsform zeigen, mit der die Kommunen ihrer Autonomie beraubt und vollends dem Staat eingegliedert werden konnten. Wie bei Schmitt ist der »Feind« hier die »Gesellschaft«, die nach dem negativen Prinzip der Freiheit, »des Leben und Leben-Lassens« verfahre. Wirtschaft und Kultur, die nun dem totalen Staat unterstünden, sollten am besten von Kommissaren bestimmt werden, die zwar nach Gutdünken, aber doch im Sinne des Staates entscheiden würden.

Man muss Forsthoff zugutehalten, dass er zugleich mit der Grundlegung des totalen Staates dessen Kritik lieferte. An die nationalbolschewistischen, revolutionären Kreise in der NSDAP richtete er die Warnung, man dürfe Totalität nicht so verstehen, »als werde jetzt der Staat dazu übergehen, alle sozialen Lebensvorgänge schematisch zu reglementieren.« Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Forsthoff seine vergangene, totalitäre Polemik gegen den Rechtsstaat auf. Er verteidigte nun den Rechtsstaat gegen den Sozialstaat und prägte ein Begriffspaar, das die wichtigste politische Debatte der Bundesrepublik bestimmen sollte.

Der Rechtsstaat, so lässt sich Forsthoffs Position auf den Punkt bringen, das ist der Staat, der die Grenze zwischen privater Gesellschaft und öffentlichem Staat unangetastet lässt. Der Sozialstaat dagegen ist der totale Staat im menschenfreundlichen Gewand, er greift den Bürgern ins Eigentum und stört sie in der Ausübung ihrer Vertragsfreiheit. Und zwar, indem er den Grundrechten eine Drittwirkung aufs Private zuspricht. Die Grundrechte schützen nicht mehr (nur) den Staatsbürger vor staatlichen Eingriffen in seine Freiheit, sie verpflichten in erster Linie den Privatbürger gegenüber seinen Mitmenschen. Und der Staat wacht mit seinem Gewaltmonopol darüber, dass die Bürger untereinander die Grundrechte einhalten.

Das Recht auf Gleichbehandlung ist ursprünglich eine Forderung an den Staat, bei Gerichtsprozessen oder Wahlen keinen Unterschied zwischen Mann und Frau zu machen. Von feministischen Interessengruppen auf den Kopf gestellt, sieht es heute aus wie die Pflicht des Staates, Mann und Frau im Privatleben gleichzustellen. So widerspricht das Grundrecht mit Drittwirkung der Vertragsfreiheit, die in unserer Zivilisation grundsätzlich für private Rechtsverhältnisse gilt. Wen ich einstelle, an wen ich eine Wohnung vermiete, wen ich heirate, das ist mir überlassen – und nicht dem Inhaber des Gewaltmonopols. Mein Haus ist ebenso wie meine Firma mein privates Eigentum, mache ich davon Gebrauch, ist es mein gutes Recht, nach selbst gesetzten Kriterien zu diskriminieren.

Dass die Frauenquote gegen das Privateigentum gerichtet ist und damit gegen das Privatleben im Allgemeinen, lässt sich zunächst nicht leicht erkennen, weil sie von oben nach unten durchgesetzt wird. Die Stufenlogik ihrer Durchsetzung funktioniert – nach der neuen Richtlinie der Europäischen Kommission – wie folgt. Erstens: Der Staat behandelt Mann und Frau in der Öffentlichkeit gleich. Zweitens: Öffentliche Unternehmen müssen bis zum Jahre 2018 eine Frauenquote von 40 Prozent in Aufsichtsräten erreichen, weil sie Vorbilder sind für (drittens:) börsennotierte Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten und mehr als 50 Millionen Euro Umsatz im Jahr, die die Frauenquote bis zum Jahre 2020 erreichen müssen.

Wie auf einer Hängeleiter führen die Stufen herab vom Öffentlichen ins Private. Kleine und mittelständische Unternehmen sind zwar noch ausgenommen von der Quote, aber nicht weil die Quotenmacher etwa Respekt vor deren Privatautonomie hätten. Die Quote ist einfach noch nicht so tief herabgestiegen. In der glücklichen Zukunft sollen die weiblichen Vorstände, die von den weiblichen Aufsichtsräten ernannt worden sind, »auch sogenannte Ausstrahlungseffekte« auf »mittlere und kleinere Unternehmen« ausüben, wie Jutta Allmendinger, die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin, im Interview mit dem Deutschlandradio unumwunden zugibt.

Bei börsennotierten Unternehmen fällt der Eingriff ins Eigentum nicht so auf, sie werden wegen ihrer Größe und ihrer vielen anonymen Eigentümer irgendwie als öffentliche Anstalten wahrgenommen. Aber nicht alles, was eine verwickelte Personalstruktur hat und mehrere Stockwerke und Gänge mit Büroräumen sein eigen nennt, ist schon öffentlich. Auch ein Unternehmen, das auf dem deutschen Leitindex für Aktien Dax gelistet ist, hat Eigentümer, die Aktionäre – und nur die dürfen darüber entscheiden, ob eine Frauenquote im Aufsichtsrat erwünscht ist.

Wie im totalen Staat des Carl Schmitt steht auch zu Beginn der Frauenquote eine Feinderklärung. Lange bevor der Staat der EU beginnen konnte, das Privatleben der Bürger nach der Unterscheidung zwischen Mann und Frau schematisch zu reglementieren, erklärte der Feminismus den Mann zum Feind. Wie schrieb doch Alice Schwarzer 1991 zum Geschlechterkampf zwischen Mann und Frau: »Die Propagierung des weiblichen Masochismus durch Männer ist ein Angriff, durch Frauen ist es Kollaboration mit dem Feind.« Der Mann ist der Feind, die Frau in seinem Bett eine Kollaborateurin. Der Feminismus ist vor allem die Ideologie der lesbischen Frau, wie Volker Zastrow 2006 in seinem Essay-Klassiker Gender. Politische Geschlechtsumwandlung schön herausgearbeitet hat.

Und diese Ideologie hat die Machtfülle eines superstaatlichen Kommissariats, mit langer Hand gestrickte Netzwerke und den Zeitgeist auf ihrer Seite. Die gesamte Debatte befindet sich schon diesseits der Frauenquote.

Während die Bundesministerin für Arbeit und Soziales das Diktat der EU-Kommissarin Viviane Reding stützt, will die Familienministerin die Flexi-Quote mit selbstgesetzten Unternehmenszielen, weil sie dagegen weniger Widerstand erwartet. Die Bundeskanzlerin lässt ihren Regierungssprecher ausrichten, Frauenquoten seien nationales Terrain, während ein Hamburger Gesetzesentwurf zur Frauenquote, der der EU-Richtlinie zum Verwechseln ähnelt, nach einem Spaziergang durch den Bundesrat schon auf die Zustimmung des Bundestages wartet. Selbst die liberale Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat der gesetzlichen Frauenquote nur ihre Hoffnung auf eine quotenmäßige Selbstregulierung der Unternehmen entgegenzusetzen.

Die männlichen Gegner der Quote argumentieren mit Kreide im Mund, die Frauenquote werde der weiblichen Sache auf Dauer nur schaden. Ob die Frauenquote überhaupt rechtmäßig ist, ob sie nicht nur durch rechtliche Anpassungen und eine fragwürdige Interpretation des Grundgesetzes legal gemacht werden kann, sondern ob sie vielmehr legitim ist – das ist schon gar kein Thema mehr! Warum soll die Quote dann eigentlich nur für die Arbeit gelten, nicht auch für alle anderen privaten Verhältnisse, etwa für die Ehe? Wenn die erste von zwei Schwestern einen Mann geheiratet hat, müsste die zweite dann nicht eine Frau heiraten müssen, um das schwache Geschlecht nicht zu diskriminieren?

Die Frauenquote ist totalitär. Sie ist es aber nicht, weil sie mit biologischen Argumenten Politik betreibt, wie der Geschlechterforscher Gerhard Amendt in seiner Abrechnung Frauenquoten – Quotenfrauen vermutet. Sie ist totalitär, weil sie vom öffentlichen Recht her das Private aushöhlt. Das Privatrecht ist aber seit römischen Zeiten das wichtigere Recht. Denn vom Privaten, von unten nach oben bauen sich auch die öffentlichen Einrichtungen auf. Nicht von oben nach unten, wie Kommissare es schon immer haben wollten.

Der Streit um das Kind. Nachtrag zur Sterbehilfe Nr. 8

Zwei Frauen, die unter einem Dach wohnen, sind fast gleichzeitg Mütter geworden. Eines der beiden Kinder stirbt. Daraufhin streiten sie sich um das verbliebene Kind, denn die eine Mutter hat ihr totes Kind mit dem lebendigen Kind der anderen Mutter vertauscht. Sie streiten sich sogar vor dem König, wem das lebendige Kind gehöre. Der König befiehlt: »Bringt mir ein Schwert. Haut das Kind in zwei Teile und gebt die eine Hälfte der einen und die andere Hälfte der anderen.« Die wahre Mutter will lieber auf das Kind verzichten und es der anderen überlassen, als es sterben zu sehen. Die falsche Mutter sagt: »Es gehöre weder mir noch dir, sondern es werde geteilt.« Der König sagt: »Gebt jener das Kind und tötet es nicht, denn sie ist seine Mutter!«

Ist zu teilen nicht gerechter, als nicht zu teilen? Nein, das weise Urteil König Salomos ist gerecht, weil mit der Tötung des verbliebenen Kindes die irdische Gerechtigkeit für dieses Mal aufhören würde. Auch die irdische Freiheit hört mit dem Tod auf, weshalb der »freie« Tod keine Realisierung von Freiheit sein kann. Die obige Geschichte lehrt auch dies: Je lauter und je häufiger die Forderung nach »Gerechtigkeit« erhoben wird, desto mehr Neid könnte im Spiel sein. Ich habe auf diese Gefahr bereits im Zusammenhang eines Adoptionsrechtes »für« (!) gleichgeschlechtliche Paare hingewiesen, denn ein solches Recht würde bedeuten, das Vermittlungswesen am Wohl künftiger Adoptiveltern auszurichten und nicht am maximalen Wohl des Adoptivkindes.

Die Motive, die den aktuellen Umbau vorantreiben, werden nur im Rahmen des großen Trends zur Trennung von Sexualität und Fortpflanzung verständlich. Warum natürlich tun, was man für viel Geld und mit viel Verwaltungsaufwand auch künstlich tun kann? Warum rechtzeitig natürlich befruchten, wenn es künstlich auch später noch geht? Gleichgeschlechtliche Paare erfinden plötzlich ein »Recht auf Kinder«, das es bislang für niemanden gab, das aber in Zeiten steigender Rentenempfänger und sinkender Renten eine bessere Altersversorgung versprechen könnte. Schließlich geht mit dem Erbanspruch eines Adoptivkindes auch eine Fürsorgepflicht zum Wohle der Adoptiveltern einher.

Natürliche Zeugung, Kindesaufzucht durch eigene Mütter oder die Pflege kranker und alter Familienangehöriger bringen dem Staat kurzfristig kein Geld ein, weil sie kein Geld kosten und  keine Steuern generieren. Sie »kosten« den Staat vielmehr jene Steuern, die ihm mangels Einnahmen (Lohn oder Gehalt) und mangels Ausgaben (Einkauf teurer Leistungen) entgehen. Für die Staatskasse wäre es besser, Angehörige würden arbeiten gehen und ihre Dienstleistung einkaufen. Ein gesundes Familienleben schmälert das Bruttosozialprodukt, es ist Steuerhinterziehung! Auf einmal scheint die natürliche, kostenlose Sorge das Gemeinwesen zu schädigen, statt dass sie es erhalten würde. Der finanziell überforderte Sozialstaat bedroht am Ende die tätige Liebe. Eine immer materialistischere Weltsicht bemächtigt sich der Fragen von Leben und Tod. Das wäre ein Thema für Die Linke und für Die Grünen.

In dem Sterbehilfe-Buch von Axel Bauer und mir heißt es in meinem Beitrag Wir sollen sterben wollen auf Seite 63: »Bevor unsere kurzatmige, neue Welt nichts kostet und also auch nichts einbringt, soll sie lieber noch kurzatmiger werden. Das erinnert an das russische Märchen, in welchem die Fee einem Bauern einen Wunsch erfüllen möchte – mit der einzigen Bedingung, dass dieser Wunsch seinem Nachbarn doppelt erfüllt werde. Der Bauer überlegt und sagt: ›Stich mir ein Auge aus.‹ Wir aber, die wir nach Sterbehilfe verlangen, antworten der Fee: ›Stich mir ins Herz‹, damit auch die Frau des Nachbarn ins Grab sinke.«

Die Tatsache, dass ich dem anderen »erlaube zu gehen, wann er will«, erleichtert mich um meine eigene Lebens-und Todesangst, weil ich nun weiß, dass auch ich »gehen darf, wann ich will«. Zu meiner eigenen Beruhigung schicke ich den anderen vor. Das erklärt, warum so viele Leute das Recht auf Sterbehilfe nicht für sich, sondern ganz selbstlos »nur für die anderen« fordern. Die obige Geschichte aus dem Alten Testament wirft ein ähnlich beunruhigendes Licht auf das Abtreibungsproblem. Warum erwartet unser Zeitgeist von Frauen, die aus welchen Gründen auch immer abgetrieben haben, dass sie ganz allgemein »für Abtreibung« sind? Wie kann man überhaupt »für Abtreibung« als alltägliche, jederzeit verfügbare »Problemlösung« sein? Wie konnte aus einer Ausnahme die Regel werden?

Pro Jahr kommt es in Deutschland zu rund 100.000 Abtreibungen. Im Adoptionswesen würde ein quotierter Anteil für gleichgeschlechtliche Paare bei rund 200 Kindern pro Jahr liegen (4.060 Adoptionen gab es im Jahre 2011 insgesamt!). Ein derart lärmender Streit um 200 Kinder, während die fünfhundertfache Zahl von Kindern mit wachsender Selbstverständlichkeit abgetrieben wird? Wir leben wahrlich in seltsamen Verhältnissen. Um auf die verborgene Analogie von Abtreibung und Sterbehilfe hinzuweisen: Welche Frauen beruhigt es in ihrer eigenen Not, wenn sie wissen, dass auch andere abtreiben? Dass sie, wenn andere auch künftig abtreiben, mit ihrer eigenen Abtreibung niemals allein sein werden? Damit kommen wir zurück zu den streitenden Frauen und König Salomo. Dort erträgt es die kinderlose Mutter in ihrer Trauer nicht, dass ihre Nebenfrau ihr Kind noch hat. Der Streit gipfelt darin, dass sie wünscht, dass König Salomo das Kind der anderen töten lasse und lieber keine von beiden ein Kind habe. Auch der böse Geist des russischen Bauern ist in der Geschichte aus dem 3. Buch der Könige mit enthalten. Wer aber fällt heute oder morgen Salomos weises Urteil?

Der Preis der Quote

Nachtrag zum nachfolgenden Nachtrag

Die Quote hat eine schwere, meist übersehene Nebenwirkung. Diejenigen, die von ihr profitieren, werden nur auf den ersten Blick »gleichgestellt«. Auf den zweiten Blick vertieft und verfestigt die Quote die jeweilige Gruppenzugehörigkeit, denn allein auf sie gründet sich ja der mittels Quote realisierte Anspruch. Die Quote fördert oberflächlich die Gleichheit, in Wahrheit die Ungleichheit. Und übrigens auch die Ungerechtigkeit, denn es ist ungerecht, Ungleiches gleich zu behandeln.