Archiv für den Autor: Andreas Lombard

Über Andreas Lombard

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»›Homosexualität‹ ist ein groß angelegtes Täuschungsmanöver«

Interview mit dem Publizisten Andreas Lombard

Homosexuelle Reproduktion gibt es nicht – allen Versprechungen und Hoffnungen zum Trotz. Andreas Lombard sagt: Für den reproduktionstechnischen Markt dienen diese bloß als Türöffner. – Das folgende Interview erschien zuerst auf freiewelt.net

Foto: privat

FreieWelt.net: »Homosexualität gibt es nicht«, behaupten Sie im Titel Ihres neuen Buches. Wie ist diese steile These zu verstehen?

FreieWelt.net: Das müssen Sie mir erklären.

Andreas Lombard: Drei Beispiele: Erstens gilt Homosexualität für unveränderbar, als wäre sie ein sicherer Hafen, eine Art Schutz vor den Unwägbarkeiten des Lebens. Den gibt es nicht. Zweitens gibt es die behauptete Gleichheit nicht. »Gleich« ist Homosexualität nur dann, wenn ich die Fortpflanzung wegdenke. Und drittens führt die Gleichstellung zu einer fiktiven homosexuellen Fruchtbarkeit und am Ende zu einer Diskriminierung der Heterosexualität. Es gibt keine homosexuellen Eltern im Vollsinn des Wortes.

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Es gibt kein gutes Töten

Die Sterbehilfe kommt und eskaliert – wie zuvor die Abtreibung

Der Bundestag hat die Beihilfe zum Suizid rechtlich geregelt – ein schwarzer Tag für die Menschenwürde. Es wurde eine Grauzone geschaffen, die Rechtsunsicherheit ist größer als zuvor.

Der 6. November 2015 war ein schwarzer Tag für den Lebensschutz. An diesem Tag hat der Deutsche  Bundestag mit der Neufassung der Paragrafen 217 StGB zwar die geschäftsmäßige Sterbehilfe verboten, die private Sterbehilfe hat er aber zugleich erlaubt. Wenn das Gesetz bestand hat, ist Sterbehilfe in Deutschland unter bestimmten Bedingungen legal. Dank der engagierten Lebensschützer hatte der Bundestag immerhin die Chance, die Sterbehilfe vollständig zu verbieten. Niemand wird sagen können, dass es keine Alternative gegeben habe. Weiterlesen

Bubis wollen »Zombies« töten

Falk Richters Schaubühnen-Stück »Fear« ist ein Dokument der Angst selbstvergessener Sektierer, von der Geschichte überrollt zu werden. Für Januar sind weitere Aufführungen geplant

Nicht nur plaudernd in seinen aktuellen Interviews lässt Falk Richter erkennen, dass er von Politik keine Ahnung hat. Auch auf der Bühne muss er es uns beweisen. Ein ganzes halbes Jahr, so behauptet er, habe er sich kundig gemacht, was es mit dem »ungehemmten« Hass auf sich hat, der jetzt in aller Welt ist. Er will ja schließlich mitreden und auch ein bisschen mitwarnen und ein bisschen mitverurteilen. Dabei hat sich der Schreiberling verrannt. Beim monatelangen Rumdaddeln auf der Tastatur scheint Richter vor allem seine eigenen Vorurteile gemästet zu haben. Das Ergebnis kommt als Theaterstück daher, und in seinen Zutaten aus lauter echten Menschen, einem gläsernem Wachhäuschen, kakophonischer Orchestrierung und apokalyptischen Videosequenzen mag es das heutzutage Weiterlesen

Warum ich aus dem LSVD ausgetreten bin …

… und mich für eine Interessenpolitik kritischer Homosexueller starkmache
Ein Gastbeitrag von Dennis Riehle, Konstanz

Mehr Rechte hier, mehr Gleichstellung dort: Interessenverbände vertreten die Anliegen ihrer Mitglieder. Zweifelsohne dürfen sie das, doch kritisch wird ein solcher Einsatz immer dann, wenn er den Eindruck erweckt, für eine ganze Gruppe sprechen zu wollen – oder ideologisch einseitige Forderungen zu stellen. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Homosexuellen in Deutschland weitere Gleichberechtigung zukommen zu lassen. Mit Nachdruck und Engagement werden nahezu täglich neue Missstände aufgezeigt und Appelle gegen die angeblich noch immer stark ausgeprägte Diskriminierung Schwuler und Lesben gerichtet.

Ich bin selbst schwul – und stehe deshalb nicht im Verdacht, einen Verband zu kritisieren, der überhaupt nicht mein Klientel repräsentieren würde und von dem ich keine Ahnung hätte. Im Gegenteil: Ich sehe mich als Verfechter für die Anliegen Homosexueller. Und trotzdem bin ich nun aus dem LSVD ausgetreten. Warum? Ich formulierte es vor kurzem mit einer schon nahezu abgedroschenen Floskel: »Nicht die, die besonders laut schreien, müssen immer Recht haben.« Denn diesen Eindruck erweckt der Lesben- und Schwulenverband seit Jahren auf mich. Weiterlesen

»Börsenblatt bedauert Werbung für homophobe Bücher«

151023 BörsenblattDas Börsenblatt hat in seiner Ausgabe Nr. 42/2015 auf Seite 129 unsere ganzseitige Anzeige zu Akif Pirinçcis Buch Die große Verschwulung und zu meinem eigenen Buch Homosexualität gibt es nicht abgedruckt. Danach kam uns zu Ohren, dass unsere Anzeige Diskussionen bis hinauf in die Geschäftsleitung ausgelöst, dass man sich aus Gründen der Presse- und Meinungsfreiheit am Ende aber für den Abdruck derselben entschieden habe. Auf der gegenüberliegenden Seite stand eine Eigenanzeige des Börsenblatts, was bereits eine Vorsichtsmaßnahme gewesen sein mag, keinen anderen Verlag mit unseren Inhalten zu kompromittieren. Nach Erscheinen verabredeten wir problemlos eine weitere Anzeige für das kundenorientierte und sehr viel auflagenstärkere Buchjournal, Ausgabe 6/2015. Dann kam Pirinçcis Auftritt in Dresden, der das Börsenblatt zu der Bitte veranlasste, diese Folgeanzeige auf meinen eigenen Titel zu beschränken und Pirinçcis Buch wegzulassen. Wir sagten zu. Eingang der Auftragsbestätigung vorgestern, Mittwoch, um 12.54 Uhr. Dann kam eine Mail, in der uns erklärt wurde, auch diese Anzeige könne nicht erscheinen, zum eigenen »Bedauern«, mit Rücksicht auf die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Buchhandel und nicht ohne die nötige Achtung vor der »Shitstorm« genannten Exkrementenlawine wollte man sich einem drohenden Boykott der Buchhändler natürlich nicht aussetzen. Und dann kam der zitierwürdige Verweis auf die Geschäftsbedingungen, Absatz 5:

… MVB behält sich vor, Aufträge – auch einzelne Abrufe im Rahmen eines Abschlusses – und Beilagenaufträge abzulehnen, wenn gegen das mit dem Auftrag zu bewerbende Werk ein der Anzeigenabteilung zur Kenntnis gekommener Rechtstitel vorliegt, die Anzeige oder das Advertorial offensichtlich wettbewerbswidrig ist oder deren Inhalt sonst gegen Gesetze, behördliche Bestimmungen oder die guten Sitten verstößt oder deren Veröffentlichung für MVB unzumutbar ist. Aufträge können auch zurückgewiesen werden, wenn die begründete Annahme besteht, dass durch sie die Gefühle eines nicht unerheblichen Teils der Leser verletzt werden. … Mit freundlichen Grüßen …

Wohlgemerkt bezieht sich dieses Schreiben nicht auf eine weitere Anzeige zur Bewerbung unseres Pirinçci-Titels, sondern meines eigenen Buches mit dem Titel Homosexualität gibt es nicht. Abschied von einem leeren Versprechen. Zu diesem Buch wird uns mutmaßlich ohne Kenntnis des Inhalts so unentschieden und unverbindlich wie nur irgend möglich mitgeteilt, dass (was nun eigentlich?) ein Verstoß gegen »behördliche Bestimmungen« oder die »guten Sitten« vorliege oder dass die begründete Annahme bestehe, dass durch unsere Anzeige »die Gefühle eines nicht unerheblichen Teils der Leser verletzt werden«. Es geht also um Gefühle, was dummerweise Pirinçcis These von der »großen Verschwulung« aufs Zarteste bestätigt. Chefredakteur Torsten Casimir wird von queer.de mit den Worten zitiert: »Nach den Ereignissen der vergangenen Tage wäre mir wohler, wir hätten für Pirinçcis Buch keine Verbreitungshilfe geleistet.« Schließlich hatten sich die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, der »Querverleger« Jim Baker und der ebenfalls einschlägig ausgerichtete Bruno Gmünder Verlag beschwert. Gefühle geben den Ton an, vor allem verletzte Gefühle vorhersehbarer, interessierter Herkunft. Queer.de spricht denn auch von dem »nicht weniger unsäglichen Titel Homosexualität gibt es nicht von Verlagsleiter Andreas Lombard«. Das wird mal so in den Raum gestellt, es wird genug Leute geben, die’s ohne weitere Prüfung nachempfinden können. Um dem Wesen dieser Gefühle auf die Spur zu kommen, müssen wir uns bis dato wiederum auf queer.de stützen. Dort werden »die 16 dümmsten und widerlichsten Zitate aus Die große Verschwulung« wiedergegeben, Aussagen, die cum grano salis vor zwanzig Jahren noch für selbstverständliche Banalitäten gehalten worden wären. Ein Kunde des Manuscriptum-Verlags schrieb heute: »Es graust einen geradezu vor diesem hysterisch gewordenen Land, in dem die Einheimischen zu den neuen Fremden werden.« Ich übersetze wie folgt: Es graust einen geradezu vor diesem hysterisch gewordenen Land, in dem die Normalen zu den neuen Perversen gemacht werden.

Ideal der Unkeuschheit

Die romantische Liebe und die Hoffnungen der Gesellschaft

Der Kampf für die Gleichberechtigung der Homosexualität erweckt den Eindruck, als hinge es allein vom guten Willen der Gesellschaft ab, diese Form der romantischen Liebe mit dem Alltag und dem wirklichen Leben zu versöhnen. Das Drama der unglücklich Liebenden namens Romeo und Julia, die wegen der Feindschaft ihrer Familien nicht zueinanderkamen, gilt manchen als das Schwulendrama schlechthin, wenn es nicht schon Tristan und Isolde ist. Wo früher die böse, verblendete Gesellschaft schuld war, naht die Hilfe unserer Zeit, und prompt scheinen die altmodischen Schwierigkeiten endlich überwunden zu sein. Die bevorstehende Synthese von Alltag und romantischer Liebe wird nur noch von den allerletzten Hindernissen des Vorurteils und der Natur aufgehalten. Soviel glauben wir bereits zu erkennen: dass die alten Hindernisse keine mehr sind. Wollen und Können werden es schon richten, sagen sich die Zeitgenossen, sobald nur die letzten Reste von Homophobie beseitigt wurden und die katholische Kirche auch noch mit ins Boot steigt. Die ehehinderlichen Familienfehden haben wir außerhalb der großstädtischen No-go-Areas wirklich überwunden. Dafür fehlt uns aber ein Shakespeare, der jetzt die liebesfeindlichen Interessen der Emanzipation von Singles aufzeigen und das Drama unserer genderistischen Geschlechterapartheid schreiben würde.

Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken hat die Ehe von Mann und Frau schon preisgegeben, seit es nicht mehr fragt, was Homosexualität und Heterosexualität sind, sondern wie jene so dargestellt werden könnte, dass sie sich von dieser nicht mehr beleidigt fühlt. Die homosexuelle Unfruchtbarkeit soll verschwinden wie die Taube im Ärmel des Zauberers, und zu diesem Zweck hat das ZdK die Abkehr von der »Defizitorientierung« (böser Blick!) erfunden und durch den »ressourcenorientierten Zugang« der personalen Wertegemeinschaft ersetzt – keine Werbeagentur hätt’s besser gekonnt, Neubewertung von wilder Ehe und Abtreibung inklusive. Als ob die Kirche das Gespräch erst erfinden müsste, lautet die Parole für die Familienpastoral jetzt »Zuhören statt Belehren«. Auch das ZdK lässt von nun an alles mal so stehen und gibt sich dem ethischen Relativismus hin, der sich auffallend einheitlicher und dogmatischer Sprachregelungen bedient.

Das alles verspricht nichts Geringes. Die Verachtung der klassischen Ehe und die Verherrlichung der Leidenschaft werden zu einem vermeintlich realitätstauglichen Ideal verschmolzen, bei dem alle auf ihre Kosten kommen. In Wirklichkeit tun das zwar nicht einmal die Homosexuellen selbst, wie die ernüchternden Zahlen zur gleichgeschlechtlichen Partnerschaft und zu den Möglichkeiten gleichgeschlechtlicher Adoption zeigen, aber auf die Zahlen kommt es auch nicht an. Ganz im Gegenteil, je weniger das Ideal in die Wirklichkeit herabsteigt und konkret wird, desto größer bleibt die Hoffnung, dass diese Konkretion eine wirkliche Möglichkeit darstellt, wenn, ja wenn nur eines fernen Tages endlich die vorletzten, dann die letzten und schließlich auch die allerletzten technischen, gesellschaftlichen oder finanziellen Barrikaden beseitigt worden sind. Da sie durchweg künstlich gemacht zu sein scheinen (als unnötig gelten sie ohnedies), können sie mit einem ausreichenden Maß an Aufklärung und Volkspädagogik prinzipiell überwunden werden. Erlösung ist machbar. Allerdings ‒ je leichter es wird, jene Hindernisse tatsächlich zu beseitigen, desto unerträglicher werden die verbleibenden Enttäuschungen und desto mehr Schwierigkeiten in Form hartnäckiger Homophobie muss es geben, weil das Gesetz des Idealismus es will, dass die Realisierung ebenso greifbar nah rückt wie unerreichbar fern bleibt.

Die Emanzipationshoffnung erinnert an die unendliche Annäherung der Bogenlinie an die Gerade. Ein solcher Prozess kommt nie zu einem Ende, aber das Ende rückt immer näher wie die erwartete Parusie, die endlich erreichbare Gegenwart Gottes. Diese Hoffnung ist, wie bereits erwähnt, eine mystische: »Jeder Erotomane ist ein Mystiker, ohne es selbst zu wissen.« (Denis de Rougemont) Die Liebe, die er feiert, hat ein altes Vorbild. Es ist die höfische Liebe, der Minnesang. Damit ist nicht gemeint, dass die Homosexuellen zu Minnesängern mutieren würden, sondern ein Liebesideal, das von der heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft dankbar, ja begierig aufgegriffen, genährt und mitgetragen wird, weil es die Hoffnung verspricht, dass sie aus ihrer unbefriedigenden Lage befreit würde.

Die Mehrheit braucht ja die Idee der Gleichheit, die beidseitig verwendbar ist, nur auf sich selbst anzuwenden, auf ihre Gleichheit mit den Homosexuellen, und schon ist alles, was in Sachen Homosexualität verhandelt wird, auch ihre eigene Angelegenheit: Tua res agitur. Das Ideal verspricht eine Wiederbelebung des sterbenden Eros, verspricht die Möglichkeit, mit dem Eros ins Unendliche zu gehen, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren, es verspricht ein Begehren jenseits des körperlich Möglichen, als könnte der nächtliche Reiz des Sexus den Weg zur Wahrheit und zum Licht ebnen, und dies umso mehr, als die neuen, immer näher kommenden, irgendwie bürgerlichen Verankerungen der Homosexualität die ganz konkrete Diesseitigkeit dieses Versprechens zu verbürgen scheinen. Je unähnlicher die bürgerliche Ehe sich selbst wird, desto leichter scheint sie von der Homo-Ehe belebt und beerbt zu werden.

Wie ist es aber möglich, die Emanzipation der Homosexuellen als eine ziemlich unzeitgemäße Vergegenwärtigung der höfischen Liebe zu interpretieren, wenn jene gerade nicht die keusche Verehrung der innig geliebten, aber unerreichbaren Dame in den Mittelpunkt stellt, sondern das ziemlich handfeste und hemmungslose Ausleben des sexuellen Begehrens? Das ist, wie schon Johan Huizinga in seinem Buch Herbst des Mittelalters gezeigt hat (auf das sich Denis de Rougemont ausdrücklich bezieht), kein Widerspruch. Das Ideal der Keuschheit, das die höfische Liebe errichtete, war jenseits des Zölibats schon damals nicht realistisch und ist es auch heute nicht: »Wer einen Engel aus sich machen will, macht ein wildes Tier aus sich«, sagt Pascal. Und Rougemont zeigt, dass das Ideal der Keuschheit direkt in das eingangs erwähnte »Ideal der Unkeuschheit« umschlug, das nun wirklich die Sexualität auch unserer Tage leitmotivisch beherrscht. Der häufig zu beobachtende Schwule mit seiner keusch geliebten mütterlichen Freundin bedarf der Triebabfuhr umso nötiger.

Schon bei Huizinga heißt es: »Jenes Genre, wo Männer niemals erschöpft und die Frauen allzeit willig sind, ist ebensogut wie die edelste höfische Minne eine romantische Fiktion. Was anderes als Romantik ist die feige Vernachlässigung aller natürlichen und gesellschaftlichen Komplikationen der Liebe, die Bemäntelung alles Lügenhaften, Selbstsüchtigen und Tragischen im Geschlechtsleben mit dem schönen Schein eines ungestörten Vergnügens. Auch hier herrscht wieder der große Kulturbetrieb: die Sucht nach dem schönen Leben, das Bedürfnis, das Leben schöner zu sehen, als die Wirklichkeit es darbot, daher das Hineinzwingen des Liebeslebens in die Form eines phantastischen Wunsches, jetzt aber durch Übertreibung nach der tierischen Seite hin [Hervorh. von mir; A.L.]. Ein Lebensideal: das Ideal der Unkeuschheit.«

(Ein Auszug aus dem zehnten Kapitel von Homosexualität gibt es nicht)